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Hut steht ihr gut. Barbara Viola Heidenreich.

©  privat

Kultur: Die Dame mit dem Hut

Seit 21 Jahren organisiert Barbara Viola Heidenreich die Potsdamer Hofkonzerte – Heute wird sie 60

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Die große Feier bleibt vorerst aus und auch die Vorschau auf die kommende Saison. Wenn Barbara Viola Heidenreich am heutigen Mittwoch ihren 60. Geburtstag begeht, dann im kleinen Rahmen. Ein kleines Fest nur auf dem Hof des Mehrfamilienhauses in der Nauener Vorstadt, in dem Barbara Viola Heidenreich lebt. „Mit Lagerfeuer und als Gäste die Mieter aus dem Haus“, sagt sie. Geschenke werden dann auch eine Rolle spielen. Aber die sind ihr nicht wirklich wichtig. Es geht ihr um das Zusammensein. Und das größte und schönste Geschenk habe sie sich schließlich selbst gemacht, sagt Barbara Viola Heidenreich mit einem feinen Lächeln: Die Potsdamer Hofkonzerte Sanssouci, die sie seit 21Jahren organisiert.

Barbara Viola Heidenreich, besser bekannt als Barbara V. Heidenreich, die Frau mit den eleganten Hüten. Das Faible für die extravagante Kopfbedeckung hat sie schon früh entwickelt. „Während meines Gesangsstudiums von 1970-1976 an der Franz-Liszt Hochschule Weimar verpflichtete mich das Fernsehen der DDR für eine Fernsehrolle in mehreren Folgen als ’strenge Nonne’ aus dem Dekameron von Boccaccio. Von dem vielen Geld kaufte ich mir meinen ersten Schleierhut“, schreibt Barbara Viola Heidenreich in einem humorvollen Lebenslauf. Da ist dann auch zu lesen, dass sie „Preisträgerin im Jodelwettbewerb, Kreismeisterin im Ski-Abfahrtslauf und Kreismeisterin im Florettfechten“ war. Und dass sie sogar eine hochoffizielle „Zulassung für das Führen eines Traktors“ besitzt.

„Strenge Nonne“, Jodeln und Traktor fahren – Dinge, die bei Barbara Viola Heidenreich nicht wirklich überraschen, denn sie ist das, was man im positiven und respektvollen Sinne als „Type“ bezeichnet. Eigenwillig und ehrlich, dickköpfig und herzlich und beständig.

In Thale im Harz wurde Barbara Viola Heidenreich geboren, direkt am Fuße der bekannten Felsklippe mit dem Namen Hexentanzplatz. Berge und zerklüftete Felsen und dieser ganz besondere Geruch der Erde dort im Harz, das hat sich tief in ihr Bewusstsein gegraben. „Kein Urlaub ohne Berge“, sagt sie. Aber ein Zurück, das kommt für sie nicht in Frage. „Potsdam, das ist einfach meine Stadt. Diese großen, weiten Parklandschaften, das Wasser, das ist jetzt meine Heimat geworden.“ Und das nicht nur in familiärer, sondern vor allem auch in künstlerischer Hinsicht. Denn nach Stationen am Nationaltheater in Weimar und dem Volkstheater Halberstadt kam die Opernsängerin Barbara Viola Heidenreich Ende der 1970er Jahre an das Hans Otto Theater nach Potsdam. Eine Zeit, die sie nicht missen möchte. Aber noch weniger ihre Entscheidung, sich im April 1990 selbstständig zu machen und eine eigene Konzert- und Künstleragentur zu gründen.

„Es waren turbulente Zeiten nach der Wende von 89“, erzählt Barbara Viola Heidenreich. Aber es war auch eine Zeit, in der sie spürte, dass sich etwas ändern musste. „Dieser Sprung ins kalte Wasser der Selbständigkeit, mich der Marktwirtschaft auszusetzen, war das Beste, was ich überhaupt machen konnte.“ Mit 18 Veranstaltungen fing Barbara Viola Heidenreich im Jahr 1990 an. Das Schlosstheater im Neuen Palais hatte sie als Spielort entdeckt, wollte das fridizianische Theater stärker beleben. In ihrem ersten Jahr der Selbständigkeit beschränkten sich ihre Veranstaltungen auf die Zeit zwischen Juni und September, im Sonntagnachmittag, denn noch war sie am Hans Otto Theater engagiert. In dieser Anfangszeit hat sie noch selbst die Plakate geklebt, über 3000 Eintrittskarten mit dem Stempel „Potsdamer Hofkonzerte“ versehen, sie hat die Programme konzipierte, die Künstler engagiert und oft genug selbst die Karten an der Abendkasse verkauft. Und mit ihrer Beharrlichkeit hat Barbara Viola Heidenreich mit den Potsdamer Hofkonzerten ein Veranstaltungsformat geschaffen, das, im kleinen und bescheidenen Rahmen, zu einer Institution in der Stadt geworden ist. Und auch wenn die Euphorie der Anfangsjahre von schwierigen Zeiten abgelöst wurde, Barbara Viola Heidenreich kam nie an den Punkt sich zu fragen, ob sie weitermachen wolle oder nicht. „Natürlich ist es mit den Jahren schwieriger geworden, die Finanzierung der Konzerte und Lesungen im Schlosstheater zu gewährleisten.“ Aber viele Sponsoren aus den Anfangstagen haben ihr bis heute die Treue gehalten. „Was mir zeigt, dass ich nicht nur im künstlerischen, sondern auch im wirtschaftlichen Bereich anerkannt bin“, sagt sie.

Was das kommende Jahr für die Hofkonzerte bringt, kann Barbara Viola Heidenreich noch nicht sagen. Durch die bevorstehende große Ausstellung „Friederisiko“ zum 300. Geburtstag von Friedrich dem Großen im Neuen Palais wird sie das Schlosstheater nicht wie sonst bespielen können. „Alles hat seine Zeit“, sagt sie ein wenig geheimnisvoll. Bleibt zu hoffen, dass sie damit nicht die Hofkonzerte meint. Zumindest vorerst nicht.

Dirk Becker

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