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Kultur: „Die einzige Form von Herrschaft, die auf Liebe gründet“

Alexander Graf von Schönburg-Glauchau in der „arche“ mit seinem Buch „Alles, was Sie schon immer über Könige wissen wollten“

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Die Worte „König, Gott und Vaterland“ gehörten schon immer in die Rüstkammern „der Konservativen“ – aber wem sagte man das, hier in Potsdam. Nun referierte ein Spezialist in der „arche“ zu diesem Thema. Vielleicht kennt man Bücher wie „In bester Gesellschaft“ oder „Lexikon der überflüssigen Dinge“ von Alexander Graf von Schönburg-Glauchau, Bruder der Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Diesmal präsentierte er sein neues Buch „Alles, was Sie schon immer über Könige wissen wollten“. Im „Querbalken“, dem Hausblatt des Veranstalters, ist ein Interview abgedruckt, worin der Graf mit fast religiöser Scheu vom „erhabenen, heiligen Königtum“ redet, für ihn „die einzige Form von Herrschaft, die auf Liebe gründet“.

Das Buch verspricht Antwort auf jede denkbare Frage, ob die gekrönten Häupter klug sein müssen, wie sie werden, sind und sterben. Eine Kulturgeschichte und Polemik zugunsten verschollener wie realer Throne, mithin der gottgewollten Hierarchie, welche jetzt eingeebnet wird, „weil es kein Oben und Unten mehr geben darf“.

Wie die direkte Erbfolge selten die besten Regenten hervorbringt, so war es auch sonst nicht immer leicht, einen König aufzutreiben. Anfang des 20. Jahrhunderts blieben die Throne Griechenlands und Bulgariens lange vakant, für den albanischen gab man 1923 in London sogar eine Zeitungsannonce auf, Rubrik „Stellengesuche“. Zweitrangige bewarben sich da.

Nun erfuhr das auffallend interessierte Publikum, wie man die Thronsitzenden aufwachsen ließ, und wie sie, nach altem Brauch, zu enden hatten: In Äthiopien bedeutete „König“ zugleich Wohlstand, wurde er krank, befürchtete man negative Wirkungen auf das Land. Ein feierlicher Ritualmord bereitete dem drohenden Unheil ein Ende. Ähnlich im historischen Kambodscha, nur wurde hier auf fünf Jahre die Asche des Toten verehrt.

In Europa verlief das ganz anders. Doch statt auf die erhofften Hohenzollern einzugehen, ließ sich der Autor über die Bourbonen-Dynastie aus, besonders über das Leben und Leiden des „ungeheuer tugendhaften“ Ludwig XVI., den 1793 die revolutionäre Guillotine ereilte. Man erfuhr, mit welchem Eifer die Revolution nach jenem Flakon fahndete, darin sich das heilige Salböl („nur ein Gesalbter kann König sein“) sämtlicher Franzosenhäupter seit eh befand. Ein Rest davon, Unterpfand künftiger Monarchen, wurde gerettet. Paradoxerweise verstanden sich die Revolutionäre nach dem „epochalen Vatermord“ als direkte und bewusste Erben des Throns, was bis in die staatlichen Zeremonien durchschlug. Die Idee des Königtums sei also auch in Frankreich nicht erloschen. Ausgerechnet „republikanisches Selbstverständnis“ sorgte dafür, dass sie lebendiger blieb „als in manchen noch bestehenden Monarchien“, meinte der Autor. Als Idealbild vermutlich. Selbst der gottbegnadete David im Alten Testament hat Fehler gemacht – und wie viele nach ihm. Dem Einwand, 1789 wäre ohne ein völlig zerrütteltes Land nicht denkbar gewesen, wurde widersprochen: Nicht Ludwig XVI., sondern der Adel (Nachfahren des Ritterstandes) habe das Volk ausgeplündert! Klar, die Kolonialkriege in Nordamerika wurden ja auch ohne des Königs Wissen geführt. Ludwigs Vorläufer kamen bei Schönburg-Glauchau nicht so gut weg, trotz der Erhabenheit ihres Amtes. Genauso wenig Juan Carlos, der „erbliche Präsident“ Spaniens von heute.

Tatsächlich spricht alle Erfahrung dafür, dass ein Königsamt noch lange keine Garantie für Edelmut und Christlichkeit ist, ganz abgesehen von der Liebe. Alexander Graf von Schönburg-Glauchau, freier Journalist und Chef eines erklärtermaßen „souveränen“ Adelsgeschlechtes, hat (wie Novalis vor ihm) ideale Menschen auf einen idealen Thron gesetzt. Mag der auch ewig heilig sein, die darauf sitzen, sind es nicht. Das ist das ganze Problem.Gerold Paul

Gerold PaulD

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