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Magischer Realismus. Bei Coosemas geben die Tiere die Richtung an.

© Sperl Galerie

Kultur: Die fabelhafte Welt des Coosemans

Der Maler Lezzueck A. Coosemans aus Guatemala zeigt bei Sperl die Romanze von Flora und Fauna

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Die roten Punkte sprechen für sich. Offensichtlich treffen die Bilder den Nerv des kunstliebenden Publikums. Gerade kommt eine Frau die Treppe hinauf und fragt in der Ausstellung der Sperl Galerie nach Reproduktionen auf Postkarten oder einem Plakat zur aktuellen Schau. Sie sei so begeistert von dieser Malerei, könne es sich aber nicht leisten, ein Bild zu kaufen. Die erhofften Postkarten gibt es zwar nicht, aber jederzeit freien Eintritt in die Galerie.

Die Werke zählen mit einem Preis zwischen 500 und 2 400 Euro indes eher zu den finanziellen Leichtgewichten auf dem Kunstmarkt. Auch ihre Erzählweise ist federleicht. Die fabelhafte Welt von Lezzueck A. Coosemans, dem jungen Maler aus Guatemala, besticht durch ihre burleske Naivität und sinnhaft-poetische Verzauberung. Die mit Federwölkchen, Booten und Blätterwerk überzogenen Leinwände wirken wie Standbilder eines Films: Figuren, im Moment erstarrt. Sie zeigen Metamorphosen von Mensch und Natur, in der die eigene Fantasie zum Spielball der Verwandlung wird.

Und sie hat auch kleine Widerhaken, diese Welt des munter fabulierenden Lateinamerikaners mit dem großen Herz für Tiere. Allerdings verursachen sie nur kleine feine Stiche ohne wirklichen Schmerz. Da ist der possierliche Koalabär, der seinen Eukalyptusbaum in Sicherheit bringt. Oder der Fisch mit den roten Lippen, der den Pandabär zu einem besseren Ort führt. Sanfte umweltkritische Botschaften, die der in Weimar lebende Künstler, der dort auch Malerei studierte, in seinen oft illustrativ wirkenden Bildern mit einem Augenzwinkern charmant verpackt. Sie kommt auf samtweichen Pfoten daher, diese unendliche Romanze zwischen Mensch, Tier und Pflanze, die an den magischen Realismus der literarischen Welt des Kolumbianers García Márquez erinnert.

Auch Lezzueck A. Coosemans fügt die Welt auf ganz eigensinnige Weise neu zusammen, bezirzt mit einer Melange aus Fiktion und Realität. Da wurzeln blätterbesetzte Zweige im Kopf eines kleinen Mädchens, das in einem weißen Kleidchen im Wind läuft. Ein Mann wird vom starken Rücken seines Hundes getragen und ein Vogel gibt bei diesem merkwürdigen „Rennen“ die Richtung an. Ein Gleichgewicht und Ineinandergreifen von Flora und Fauna, dessen Balance schnell aus dem Gleichgewicht geraten könnte. Und schließlich in dem Arche-Noah-Bild mit dem einsamen Pandabären münden kann.

Coosemans, selbst Besitzer eines Beagles, war im vergangenen Jahr das erste Mal in der Sperl Galerie zu sehen: in der Gruppenausstellung „Kleine Formate“. Nun bespielt er allein die Räume, und tut das auch mit ausladenden Formaten. Und mit seinen bis ins kleinste Detail liebevoll gemalten Tieren als die wahren Helden. Wie das weiße Nilpferd mit den großen bunten Punkten auf warmer roter Erde oder den fast hinter einem weißen Nebelschleier verschwindenden Papageientaucher mit dem Harlekinblick – ein Bild mehr Ahnung als Gewissheit und von großer imaginärer Kraft.

Und dann ist da der junge Schimpanse mit seinen drei goldgelben Bananen an Bord des Wolkenschiffs, von dem er neugierig, aber auch skeptisch auf diese Welt schaut. Noch weiß er nicht, wohin die Reise geht. Heidi Jäger

Zu sehen in der Sperl Galerie, am Nikolaisaal, Wilhelm-Staab-Straße 10/1, bis 25. November, Mi bis So von 12 bis 18 Uhr und in den Vorstellungspausen des Nikolaisaals

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