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Kultur: Die Groupies erwartet der Gestank von Leder

Morgen spielen „Tanzwut“ im Lindenpark ihren grellen Mix aus Mittelalter, Industrial und Metal

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Morgen spielen „Tanzwut“ im Lindenpark ihren grellen Mix aus Mittelalter, Industrial und Metal Sieben Musiker mit Männerröcken, schwitzend, gerüstet mit Dudelsäcken, Schalmeien, Gitarren und einem donnernden Schlagzeug – vor der Bühne schweißgebadete Fans im akustischen Sinnesrausch. So sollte es idealerweise sein, wenn am morgigen Freitag ab 21 Uhr „Tanzwut“ im Lindenpark in der Stahnsdorfer Straße in Babelsberg spielen. Die 1996 gegründete Band versteht sich als die elektronische Variante der gleichfalls erfolgreichen Mittelalterband „Corvus Corax“. Bei „Tanzwut“ wagen sich die Musiker daran, die traditionellen Klänge des Mittelalters mit verzerrten Gitarren und harten elektronischen Beats zu unterlegen. Die Fans sollen mit dieser Mischung in Extase fallen – den Gedanken trägt schon der Bandname in sich. Der Begriff „Tanzwut“ stammt aus dem 14. Jahrhundert, als die Pest in Europa wütete. Angesichts der apokalyptischen Katastrophe klammerten sich die Menschen an jeden Strohhalm. Dazu gehörte der Rat von umherziehenden Spielleuten, sich in den Rausch des Tanzes zu stürzen, um seinen Körper vor der tödlichen Krankheit zu schützen. Tausende Leute folgten dem Tipp sich im Hier und Jetzt zu vergnügen, besonders Frauen. „Das müssen himmliche Zustände gewesen sein“, sagt Dudelsackbläser Castus. In der Gegenwart äußert sich die „Tanzwut“ in erhitzten Fan-Massen. Nicht selten befinden sich darunter kreischende Frauen. „Sie finden es gut, dass da Männer auf der Bühne stehen und relativ wenig anhaben“, sagt Castus. So gehören zu den Showkostümen der Berliner Kettenhemden mit Metallbeschlag, Lendenschurze und schottische Kilts. Videoprojektionen sollen die Fans weiter anheizen. Das Konzerterlebnis „Tanzwut“ ist im November 2004 auch als Doppel-CD und DVD unter dem schlichten Namen „Live“ erschienen - nun werben die Meister des Mittelalter-Industrials-Metals mit neuen Konzerten für das Album. Der Gig im Lindenpark ist dieses Jahr dabei die erste Show auf deutschem Boden. Und ganz so unmoralisch scheinen „Tanzwut“ doch nicht zu sein. Der Sänger, der sich Teufel nennt, sagt: „Die Gruppies hinter der Bühne erwartet der Gestank von Leder, Essensreste, leere Flaschen und keine Band, da sie schon im Tourbus sitzt.“ H. Kramer

H. Kramer

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