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Kultur: Die Heimkehr der h-Moll-Messe

Neuer Kammerchor Potsdam von Israel-Reise zurück / Morgen eröffnet er die Vocalise mit Bach

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Neuer Kammerchor Potsdam von Israel-Reise zurück / Morgen eröffnet er die Vocalise mit Bach Wie oft kann man eigentlich ein Werk der Musikgeschichte hintereinander aufführen, ohne sich oder ihm Schaden anzutun? Im Falle der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach durfte der Neue Kammerchor Potsdam kürzlich die Erfahrung machen, dass acht Aufführungen innerhalb von zehn Tagen das Maß keineswegs voll sein lassen. Sie wurde ermöglicht durch eine Einladung des Israelischen Kibbuz Orchesters, die den Chor auf eine 14-tägige Konzertreise nach Israel führte. Zwischen dem 19. und 28. Oktober brachten Chor und Orchester gemeinsam Bachs Meisterwerk in Orten des Landes zu Gehör. Im Zentrum stand dabei ein Konzert im Rahmen des Vokalfestivals in Abu Ghosh, einem christlich arabischen Dorf vor den Toren Jerusalems. Dieses Festival zählt zu den renommiertesten in Israel und wird jährlich zweimal veranstaltet. Ein reiner Spaziergang war diese Reise nicht, zumal neben der h-Moll-Messe auch ein a cappella Programm mit Motetten von Johannes Brahms und den Lamentationen der Propheten Jeremia von Thomas Tallis mit auf die Reise ging. Doch entschädigte die Fülle des Gesehenen und Erlebten für die Strapazen doppelt und dreifach. Gerade weil die Konzertorte über das Land verstreut lagen, bot das die Möglichkeit, eine Vielzahl heiliger Stätten oder Naturschönheiten zu besuchen. Gleich zu Beginn der Reise durchquerte der Chor auf einer anspruchsvollen Trekking-Tour eine wunderschöne Golanschlucht. Wenige Tage später erklomm er die Festung Masada und entspannte die müden Glieder anschließend im Toten Meer. Das Vergnügen der sängerischen Verpflichtungen mit dem der Freizeit verbindend wurden die besuchten Orte zum Teil gleich für Proben des a cappella Programms genutzt, wie etwa die Brotvermehrungskirche in Tabgha oder die Glockenhöhlen von Beit Guvrin. Auch den Klang in der Jerusalemer Erlöserkirche, die im gleichen Jahr wie die Potsdamer erbaut wurde, testete der Chor zu seinem eigenen Vergnügen und dem zufällig vorbeikommender Besucher. Den einen oder anderen mag dabei ein leises heimatliches Gefühl beschlichen haben. Aber nicht nur die touristischen Unternehmungen werden in angenehmer Erinnerung bleiben – man war ja schließlich zum Singen gekommen. Die überaus herzlichen Reaktionen auf die gegebenen Konzerte und der begeisterte Zugaben fordernde Applaus des Publikums – summa summarum rund 5000 (!) Zuhörer – werden noch einige Zeit nachwirken und bewegte alle . Morgen wird nun das Ergebnis der intensiven Auseinandersetzung in der Erlöserkirche, Nansenstraße, zu hören sein. Um 17 Uhr eröffnet der Neue Kammerchor Potsdam mit der h-Moll-Messe die diesjährige Vocalise – gemeinsam mit dem Neuen Kammerorchester Potsdam, einem außergewöhnlichen Solistenquartett und unter dem vertrauten Dirigat von Ud Joffe. Bleibt zu hoffen, dass die (Extrem-)Wanderungen und heilsamen Bäder im Mittel- und Toten Meer die Abwehrkräfte eines jeden Chorsängers so weit gestärkt haben, dass ihnen herbstliche Winde und Wetter bis dahin nichts anhaben können. Susanne Verlohren

Susanne Verlohren

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