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Kultur: Die „Königin“ der Prinzessin

Roland Münch spielt auf der Amalienorgel

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In die Kirche „Zur frohen Botschaft“ nach Berlin-Karlshorst wird eine Exkursion der Musikfestspiele Potsdam-Sanssouci in diesem Jahr führen. Eine Führung und ein Konzert mit dem Italiener Lorenzo Ghielmi machen mit der berühmten Amalienorgel bekannt. Das Instrument steht jedoch nicht am originalen Ort. Ab Dezember 1755 wurde es im Berliner Stadtschloss von der Schwester Friedrich des Großen, Prinzessin Anna Amalia, als Hausorgel genutzt. 21 Jahre später wurde sie in das Palais Unter den Linden umgesetzt. 1787 kam sie in die Schlosskirche nach Buch. Während des Zweiten Weltkrieges überstand das Instrument Einlagerungen bis es 1960 in der Kirche „Zur frohen Botschaft“ in Karlshorst seine endgültige Heimat fand.

Der Kirchenmusiker Roland Münch gehörte zu den Organisten, die ein besonders inniges Verhältnis zur „Königin“ pflegte. Von 1969 bis zu seinem Tod 2001 war er Kantor der Karlshorster Gemeinde. Nun ist eine CD erschienen, auf denen Münch Werke auf der an barocken Klangidealen orientierten Amalienorgel spielt. Vor allem Musiker, die mit dem preußischen Hof eng verbunden waren, wählte der Organist für die Tonaufnahme aus: Carl Philipp Emanuel Bach und dessen Bruder Wilhelm Friedemann sowie Johann Philipp Kirnberger. Wilhelm Friedemann, wurde von Anna Amalia als Organist sehr geschätzt. Doch er verlor die Gunst der Prinzessin, als bekannt wurde, dass er gegen den Hofkapellmeister Kirnberger intrigierte.

Die klar gebauten Sonaten und Fugen dieser Komponisten, die mit ihren galanten Wendungen das Zeitalter der Empfindsamkeit heraufbeschwören, spielt Münch manuell makellos. Er differenziert mit farbigen Registrierungen erfreulich klar. Das sichert dem Programm eine Folge expressiv interessanter Facetten. Bedacht wurde die CD mit zwar charmanten, doch hierbei aus dem Rahmen fallenden Musikbeispielen weitgehend unbekannter Berliner Organisten des 19. Jahrhunderts wie August Haupt, Friedrich Kiel oder Otto Dienel.

Zwei Künstler gelten als Erbauer der Amalienorgel: Johann Peter Migendt und Ernst Marx. „Heute in 8 Tagen wird meine Orgel ganz fertig sein. Gerade jetzt wird sie gestimmt“ schreibt die – wie ihre Geschwister Friedrich und Wilhelmine – musikalisch ambitionierte Anna Amalia am 8. Dezember 1755 an ihre Schwester Prinzessin Wilhelmine nach Bayreuth. Ein paar Tage später: „Heute habe ich zum ersten Mal auf meiner Orgel gespielt Die Orgel macht mir große Freude. Die Buben von der Straße sind nicht stehen geblieben um zu horchen, obwohl die Balkontüren offen waren.“

Heute ist das Instrument, das in den vergangenen Jahren umfassend restauriert wurde, eine der bekanntesten und klanglich schönsten Orgeln in der Kulturlandschaft Berlin und Brandenburgs. Und man nimmt gern in der Kirche Platz, wenn jemand auf ihr musiziert. Klaus Büstrin

Die Orgel der Prinzessin Anna Amalia von Preußen. Roland Münch spielt Werke Berliner Komponisten, Delta Music CD

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