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Kultur: Die Kontrabassistin

Anne Hofmann musiziert heute im Nikolaisaal

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Nur gut zehn Minuten müsse sie von ihrer Wohnung zum Konzerthaus, dem Nikolaisaal, laufen. Dies habe sie in ihrem Berufsleben selten erlebt, dass sie ihr Instrument, den Kontrabass, auf dem Rücken zum Proben- und Aufführungsort tragen könne. Aber sie klagt nicht, dass sie das gerade nicht sehr handliche Musikinstrument durch die Gegend schleppen müsse, denn sie selbst hat es schließlich für ihren Beruf ausgewählt, erzählt Anne Hofmann. Und wenn sie im Sommer durch die Straßen Potsdams mit ihrem wunderbaren italienischen Flair schlendert, auch mal ohne Kontrabass, dann denkt sie: Welch ein Privileg, hier zu wohnen.

Heute Abend ist sie mit dem tiefen Streichinstrument wieder vor Publikum zu erleben. In der „Stunde der Musik“ im Nikolaisaal spielt sie mit Kollegen der Kammerakademie Potsdam Werke von Joseph Haydn (Cassatio F-Dur) und Ludwig van Beethoven (Septett Es-Dur op. 20) unter der Leitung von Sergio Azzolini. Auch das Flötenquartett in F-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart wird aufgeführt. Das Konzert musste vom Foyer in den großen Saal verlegt werden, denn die Nachfrage dafür ist erfreulich groß. Mit dem Fagottisten Sergio Azzolini, der heute wieder die künstlerische Leitung inne hat, musiziert Anne Hofmann besonders gern. „Dieser kommunikative Musiker kann immer wieder für das jeweilige Werk, das aufgeführt werden soll, begeistern. Bei den Proben zum Beethoven-Septett gab er uns Musikern beispielsweise den Hinweis, dass wir es nicht verbissen spielen sollten, sondern jugendlich-cool, denn schließlich ist es ein relativ frühes Werk, das noch ganz in der Tradition der Mozartschen Serenaden steht“, sagt die Kontrabassistin. Sie ist für fast alle Musikrichtungen offen, doch am wichtigsten und anregendsten ist ihr die Musik aus dem 18. Jahrhundert und aus unserer Zeit.

Da Anne Hofmann kein Interesse hatte, eine solistische Laufbahn anzutreten oder in einem großen Sinfonieorchester zu spielen, wo man sich mehr oder weniger den oftmals komplizierten Rahmenbedingungen anpassen muss, wählte sie für den Musikerberuf die Mitwirkung in Kammermusikgruppen, so im Ensemble Resonanz Hamburg und in der Kammerakademie Potsdam, der sie seit 2003 angehört.

Der Berlinerin Anne Hofmanns Musikerleben begann als Kind mit der Violine. Mit 13 Jahren wechselte sie aber zum Kontrabass. „Vielleicht hatte ich kein sehr großes Vertrauen zu meinem Spiel auf der Geige“. Doch so richtig kam das Mädchen nicht dahinter. Und der Wechsel war sicherlich richtig.

Anne Hofmann erinnert sich noch mit großer Begeisterung an den Unterricht bei Wolfgang Zell an der Musikschule in Friedrichshain. „Erstaunlicherweise lernten damals mehr Mädchen als Jungen Kontrabass. Auch sie halfen mit, die bis dahin weitgehend von Männern beherrschte Domäne zu durchbrechen.“ Bei der hoch angesehenen Kontrabassistin Barbara Sanderling, der Mutter des Chefdirigenten der Kammerakademie Michael Sanderling, studierte sie an der Eisler–Musikhochschule in Berlin.

Heute ist Anne Hofmann selbst eine sehr gefragte Kontrabassistin. Man erfreut sich an ihrem sensiblen und hoch musikalischen Spiel. Heute kann man es im Nikolaisaal hören. Klaus Büstrin

Stunde der Musik mit Mitgliedern der Kammerakademie Potsdam, heute, 20 Uhr, Nikolaisaal.

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