Kultur: Die Kraft ist einfach da!
Sio Steinberger stellte Charity-Musikprojekt vor
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Ballack, Schweinsteiger, Podolski? Klar alles Nationalhelden. Und Sio Steinberger? Während am Mittwoch um 18 Uhr die ganze Nation ihre Deutschlandfahnen für das kommende Halbfinalspiel gegen die Türkei bügelt, sitzt Steinberger in der Potsdamer Abendsonne und wartet auf interessiertes Publikum. Nur wenige finden schließlich den Weg in das Café Konsum in Babelsberg, in welchem Steinberger sein Projekt der besonderen Art vorstellt. Umso mehr Zeit bleibt für ihn, Blickkontakt mit den Anwesenden aufzunehmen und in persönlicher Atmosphäre über das „Charity Musik Projekt“ mit dem Namen „Erde und Mensch“ zu erzählen.
Sio Steinberger ist Musiker. Aber vielmehr ist er ein Mensch „der Seelen zum Lachen bringen will“, wie er selbst sagt. Und um diese Vision wahr werden zu lassen, geht er an die Grenzen. Ein halbes Leben Sozialarbeit liegt hinter ihm, zuletzt in einem Resozialisierungsprojekt mit straffälligen und sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen. Dort entstand dann auch 2003 die Idee, den Verein „Erde und Mensch“ zu gründen und Sio Steinbergers Stärken: Musik und Menschlichkeit in dem einzigartigen Erde und Mensch Musikprojekt münden zu lassen. Ziel des Vereins ist es, sozial schwachen oder gar traumatisierten Kindern über die kreative Arbeit einen neuen Weg aufzuzeigen und ihnen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu bieten. Um das Projekt finanziell abzusichern, hat sich Steinberger dann auf alte musikalische Weggefährten und neue namenhafte Unterstützer aus der deutschen Musikszene besonnen. Herausgekommen ist das „Erde und Mensch Sampler- Album“, auf dem Künstler wie Silbermond, Ich & Ich, Dirk Zöllner oder auch Rio Reiser vertreten sind. Hundert Prozent der Einnahmen aus den Albumverkäufen fließen ohne Abzüge direkt in die Arbeit des Vereins.
Aber Steinberger ist noch lange nicht fertig. Erst gestern konnte er mit der weltweit größten Ausbildungseinrichtung im Bereich Tontechnik „SAE“ eine neue Kooperation aufbauen. In den Tonstudios der „SAE“ sollen Jugendliche, die von der Straße weg wollen, bald die Möglichkeit bekommen, ihre Musik aufzunehmen. Natürlich mit der persönlichen Unterstützung von Sio Steinberger. Woher nimmt der Mann die Energie, um all das zu stemmen? „Die Kraft ist einfach da“, sagt er, ganz ohne Pathos.
Im Hintergrund läuft gerade das Album mit dem unveröffentlichten Song von Rio Reiser, für dessen Nutzung Steinberger ein Jahr mit dem Bruder von Reiser im ständigen Austausch stand. „Rhythmus verbindet Kashmir und zerrissene Jeans. Tanz, tanz den Hass weg“, klingt es aus den Boxen.
Und wo sind die Potsdamer an diesem inspirierenden Abend?
Philipp Kühl
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