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Kultur: Die Krone zum Abschluss

Andreas Spering verabschiedet sich von Potsdam mit dem Dirigat zu Mozarts „Don Giovanni“ im Schlosstheater

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Andreas Spering verabschiedet sich von Potsdam mit dem Dirigat zu Mozarts „Don Giovanni“ im Schlosstheater Von Klaus Büstrin Ja, der Don Giovanni ist der berühmteste Wüstling der Theatergeschichte, beileibe nicht nur in der Oper. Der spanische Theologe und Schriftsteller Tirso de Molina hat Anfang des 17. Jahrhunderts die erste Dramatisierung des Don Giovanni-Stoffs für die Bühne geschrieben. Es folgten etliche Dichter und Komponisten. Wolfgang Amadeus Mozart brachte die Figur dann, wie der Kritiker Joachim Kaiser schrieb, „in ewige Sicherheit“. In der Opernwelt gibt es für „Don Giovannis“ sinnliche Genialität wohl kein Gegenstück. Vielleicht findet man es noch in Richard Strauss“ so schwungvoller Don-Juan-Version für Orchester. Das Hans Otto Theater wendet sich erneut Mozarts Opernhelden zu. In den siebziger Jahren bemühte sich die Leipziger Regisseurin Renate Oeser, im Haus in der Zimmerstraße mit dem Stoff fertig zu werden. Dann brachte man im Schlosstheater im Neuen Palais im Rahmen des weit gespannten und erfolgreichen Mozart-Zyklus“ „Don Giovanni“ auf die Bühne, in zwei Inszenierungen. Regie führte Peter Brähmig. Als Dirigenten fungierten Hans-Dieter Baum und Stefan Sanderling. Ab morgigen Sonnabend ist eine Neuinszenierung des Hans Otto Theaters der Oper im Schlosstheater zu besichtigen. Ralf-Günter Krolkiewicz, der scheidende Intendant des Potsdamer Theaters, führt Regie, Andreas Spering dirigiert die Kammerakademie Potsdam, den Neuen Kammerchor Potsdam und ein internationales Sängerensemble. Raimund Nolte, der in Mozarts „Le Nozze di Figaro“ den Grafen Almaviva verkörperte, singt nunmehr die schillernde Figur des Don Giovanni. Andreas Sperings Auseinandersetzung mit dieser Mozart-Musik geschieht in der Öffentlichkeit nunmehr in einer dritten Produktion. Vor einigen Jahren war er für die Wiederaufnahme der Inszenierung im Goethe-Theater Bad Lauchstädt verantwortlich, vor zwei Jahren leitete er eine Open-air-Aufführung der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci vor den Communs. Und nun im Rokokotheater des Neuen Palais. „Die Oper ist eine Herausforderung und Höhepunkt wohl für jeden Beteiligten“, sagt Andreas Spering über das 1787 in Prag uraufgeführte Werk. „Es ist meine fünfte Opernarbeit mit Krolkiewicz. Ich finde sie vor allem deswegen so fruchtbar, weil er das Primat der Musik unbedingt akzeptiert. Dies ist bei Regisseuren nicht immer üblich.“ so der Dirigent. Seit 1996 wirkt Andreas Spering regelmäßig am Hans Otto Theater und hin und wieder auch bei den Musikfestspielen Sanssouci mit. In der Landeshauptstadt absolvierte er damals seine ersten Geh- und Stehversuche in Sachen Oper. Mit zwei Intermezzi von Giovanni Battista Pergolesi, die im Schlosstheater gezeigt wurden, gab er seinen dirigentischen Einstieg. Dann ging es in Potsdam Schlag auf Schlag. Bei den beiden Musiktheaterproduktionen jährlich übernahm er die musikalische Leitung. Ausschließlich Opern der Barockzeit und der Klassik waren bisher die Domäne des Dirigenten – nicht nur in Potsdam, auch in Köln, wo er die Cappella Coloniensis und die Cappella Augustina leitet, beim Musikfest im Schloss Brühl sowie bei den Händel-Festspielen in Karlsruhe, die Spering künstlerisch verantwortet. Und immer wieder gehören die Werke von Georg Friedrich Händel zu den reizvollsten Aufgaben Andreas Sperings. Im Schlosstheater konnte man sich bei „Orlando“, „Alcina“ und „Herkules“ davon überzeugen, sicherlich auch bei den beiden CDs mit Aufnahmen der Opern „Siroe“ und „ Imeneo“ werden davon Zeugnis geben. Die Einladungen der Theater in Antwerpen, Bern und Göteborg sind Ergebnisse der erfolgreichen Interpretationen des Dirigenten in puncto Musik des 18. Jahrhunderts. „Dem immer noch unterschätzten Joseph Haydn schenke ich derzeit ebenfalls meine Aufmerksamkeit. Welch eine großartige Musik hat er geschaffen“, schwärmt Spering. Im wunderschönen Schloss in Brühl, das den Geist des Rokoko atmet, erklingt in vielen Konzerten das Werk dieses Komponisten, auch in diesem Jahr. Andreas Spering ist der Meinung, dass von den vielen erfrischenden Haydn-Opern einige hin und wieder auch im Potsdamer Schlosstheater gut aufgehoben wären. Ob aber künftig das Hans Otto Theater Operniszenierungen anbieten kann, steht bisher noch in den Sternen. Die angedrohten rigiden Sparmaßnahmen der Kommune für das Theater sind bedrohlich. Der designierte Intendant Uwe-Eric Laufenberg kündigte bereits an, wenn das Theater weniger Geld erhalte, müsse als erstes das Musiktheater entfallen. „Dies wäre eine Brüskierung des Publikums, doch auch eine Bestrafung für die geleistete Arbeit der vielen Mitwirkenden an den jeweiligen Aufführungen. Potsdam hat am Rande der Opernmetropole Berlin ein eigenständiges Repertoire des Musiktheaters gepflegt, das es zu bewahren gilt.“ Die Inszenierungsteams und Solisten werden auf Gästebasis engagiert – e in betriebswirtschaftlich günstiges Modell. Für Andreas Spering ist der „Don Giovanni“ die vorerst letzte Arbeit in Potsdam. „Es ist klar, wenn ein neuer Intendant kommt, bringt er seine eigenen ,Zöglinge“ mit. Aber ich bin sehr glücklich, dass ich meine Dirigiertätigkeit in dieser Stadt, die ich sehr liebe, mit der Krone der Opern – ,Don Giovanni“ – aufsetzen kann.“ „Don Giovanni“ im Schlosstheater im Neuen Palais. Premiere: 27. März, 19 Uhr. Weitere Aufführungen: 28. März, 16 Uhr, 10. und 11. Apri, 19 Uhr.

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