Kultur: Die Kunst des Hip-Hop
Die Beginner gaben sich am Donnerstag im Lindenpark die Ehre
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Die Beginner gaben sich am Donnerstag im Lindenpark die Ehre Hip-Hop ist das nicht die Musikrichtung bei der Leute, die nicht singen können, ihre schimpfwortlastigen Texte deswegen einfach sprechen? Hip-Hoper sind das nicht aggressive Jugendliche, die sich nur um das Fernsehprogramm der Privatsender wirklich Gedanken machen? Bei der Entwicklung, die der Hip-Hop in der Berlin-Brandenburgischen Region zur Zeit durchmacht, sind diese Fragen leider gar nicht so abwegig. Doch am Donnerstag traten ein paar Hamburger Jungs in Potsdam mal wieder den Beweis an, dass Hip-Hop viel mehr sein kann. Die „Beginner“ gaben sich im Rahmen ihrer „Blast Action Heros“ Tour im Lindenpark die Ehre. Und die Erwartungen des Publikums, mal wieder hochwertigen, durchdachten und trotzdem unterhaltsamen Hip-Hop zu hören, wurden, wie immer wenn die Band in der Stadt ist, erfüllt. Schon die Vorband hatte die etwa 850 Zuschauer auf ein Hip-Hop- Programm der besonderen Art eingestellt. Als der Münchner Rapper „David 58 P“ der Gruppe „Main Concept“, auf die Bühne kam, beeindruckte er nicht nur mit langen, gewitzten aus dem Stegreif erfundenen Freestyle Texten, sondern brach auch aus der strengen Reimform aus, um eine kleine, fast predigtartige Ansprache zu halten. Seine Botschaft war klar: Über die Fehler von Politikern, Vorgesetzten und schlechten Musikern zu lästern oder die Mütter anderer Leute zu beleidigen, sei keine Kunst. Doch die eigenen Fehler zu erkennen und von sich aus etwas zu bewegen, das sei wirklich etwas wert. Die Reaktionen im Publikum auf „David 58 P“ waren gespalten. Während einige den selbst ernannten Hip-Hop Propheten zujubelten, war gerade bei den jüngeren Zuhörern der Unmut über die fehlende Geschwindigkeit und Tanzbarkeit der Vorband deutlich zu spüren. Doch auch die Tanzwütigen sollten später auf ihre Kosten kommen, denn die Beginner boten eine Hip-Hop-Show vom Feinsten. Plüschtiere auf der Bühne von Rappern? Ist das nicht uncool? Nicht wenn es sich um drei der lebensgroßen Plüschbären aus dem Musikvideo „Gustav Gans“ handelt, die zum passenden Lied auf die Bühne stürmten, um die Menge anzuheizen. Und die Beginner hatten noch mehr Ungewöhnliches zu bieten: Sie brachten ihren eigenen Flötisten mit. Das vermeintlich völlig unpassende Zusammentreffen von Querflöte und Hip-Hop Beats brachte einen erstaunlich erfrischenden, homogenen Sound hervor. Auch die kleine Backgroundsängerin, Miss Marx, mit dem großem Stimmvolumen trug dazu bei, dass die von den Platten bekannten Liedern in unbekannter Weise präsentiert werden konnten. Überhaupt überraschten die Beginner jeden, der gedacht hatte, nun einmal alle Lieder der neuen CD „Blast Action Heros“ live und am Stück hören zu können. Natürlich wurden die Hits der Platte, wie „Wer bist den du, ey“ zum Besten gegeben. Genauso rappten Eisfeld und Denjo aber auch ältere oder noch nie gehörte ernste und weniger ernste Lieder. So ehrten sie zum Beispiel Ihren DJ „Mad“ mit dem entfremdeten Michael Jackson Cover „Who“s Mad“. Und als die Rapper, die ja schon lange keine „Beginner“ mehr sind, sich während eines Liedes plötzlich Bongo-Trommeln griffen, um den laufenden Beat erstaunlich gut zu ergänzen, hatten sie wohl wieder einmal jeden davon überzeugt, wie viel Spaß, Intelligenz und Musik in Hip-Hop steckt. Jakob Hien
Jakob Hien
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