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Kultur: Die Kunst des Pianosingens

„Thios Omilos“ aus Leipzig begeisterte mit einem Konzert auf dem Pfingstberg-Belvedere

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Als ihren „Schutzpatron“ haben sie den Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy gewählt. Dies gaben am Sonntagabend die fünf jungen Männer - so um die 20 Jahre alt – auf dem Pfingstberg kund. Und der Romantiker gab im Konzert von „Thios Omilos“ „den Ton an“. Mendelssohn, der Leipziger Gewandhauskapoellmeister war, schrieb viel für Männerchöre. Das Quintett aus der Messestadt kann so richtig aus dem Vollen schöpfen. Die Gesänge aus dem 19. Jahrhunderts passten in das stimmungsvolle Areal des Belvedere-Hofes auf dem Pfingstberg ganz wunderbar. Und die Akustik ist einzigartig. Es klingt dort wie in einem sakralen Raum, der der Musik nur Gutes gönnt.

Patrick Grahl, Ringo Wegrich, Tobias Ay, Philipp Goldmann und Emanuel Jessel sangen auf der Wasserbühne. Und mit ihren sehr jungen Stimmen trumpften sie in keinem Augenblick auf, vielmehr gingen sie mit ihnen behutsam um, sangen ein großartiges Legato und teilten vor allem dem Zuhörer mit, wie ein Piano beziehungsweise ein Pianissimo zu klingen habe. In der Tat, dies konnten sie vorzüglich, Manchmal wollte man den Atem anhalten bei so viel kultivierten, nie verhauchten Pianotönen.

Da störte einfach jegliches Geräusch, das sich bei einem Open-Air-Konzert nicht vermeiden lässt. Eine Waldbühnen Atmosphäre im Belvedere-Hof mit Korken knallenden Sektflaschen sollte man nicht einführen, da der Raum viel zu klein ist und die Akustik sehr sensibel ist.

Mit Gesangstechnik und stilistischen Fragen sind die Sänger von Kindesbeinen an vertraut. Sie waren Mitglieder des berühmten Leipziger Thomanerchores. Vier verließen in diesem Sommer den Klangkörper, einer bereits im vergangenen Jahr. 2002 gründeten sie „Thios Omilos“. Mittlerweile kann das Quintett auf eine rege Konzerttätigkeit verweisen. Der Thomanerchor-Tradition verpflichtet, sangen die Fünf im ersten Teil des Programms geistliche Chormusik, schlackenlos gesungen und mit einer wohl durchdachten Gläubigeit, ohne Gefühligkeit. Neben Mendelssohn-Sätzen hörte man selten Aufgeführtes aus dem 19. Jahrhundert, auch Zeitgenössisches, das jedoch weitgehend tonal klang. Am Ende des ersten Teiles gab man Heiteres zum Besten. Doch das Humorige wirkte mehr angestrengt als fröhlich, auch spürte man, dass die jungen Sänger eine stimmliche Ruhezeit brauchten. Nach der Pause waren sie dann wieder ganz frisch. Die berühmten russischen Abendglocken erklangen und natürlich durften die Lieder der Comedian Harmonists nicht fehlen: „Ein Freund, ein guter Freund“ oder „Der Zauber der spanischen Nächte“. Das Publikum war von den sympathischen Sängern begeistert und spendete langen Applaus. Ohne Zugabe ging man nicht von dannen. Doch wie die deutsche Übersetzung von „Thios Omilos“ heißt, gaben die Fünf nicht preis. Man solle ins neugriechische Wörterbuch schauen, war die Antwort. Für alle die des Neugriechischen nicht mächig sind und kein Wörterbuch besitzen, hier des Rätsels Lösung: Thios Omilos heißt Göttliche Mannschaft. Nun, davon sind die Sänger aus Leipzig wohl noch ein wenig entfernt. Macht nichts, ein tolles Konzert war es trotzdem.

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