Kultur: „Die Lotsin geht von Bord“
Ein Weggang sorgt für Unmut
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Katja Dietrich-Kröcks Entscheidung, Mitte November das Waschhaus in der Schiffbauergasse zu verlassen, dessen Entwicklung und Profil sie seit 1992 entscheidend mitgeprägt hat, sorgt für heftige Kritik an der derzeitigen Situation im bekannten Kulturzentrum. „Der Cinemarstall e. V. Potsdam bedauert außerordentlich, dass Katja Dietrich-Kröck das Potsdamer Kulturzentrum Waschhaus verlässt“, erklärten Antje Wittig, Holger Schäfer und Tim Steinhauer von Cinemarstall in einer Pressemitteilung vom gestrigen Freitag.
„Gemeinsam haben wir 1994 das Open-Air-Kino in der Schiffbauergasse aus der Taufe gehoben und 18 Jahre lang bei Hunderten von Kinoveranstaltungen erfolgreich zusammengearbeitet. Aus Sicht des Cinemarstall e. V. verliert nicht nur das Waschhaus, sondern auch das gesamte Kulturquartier Schiffbauergasse eine kompetente und innovative Mitarbeiterin. Der künstlerische Sachverstand Katja Dietrich-Kröcks wird dem Waschhaus sehr fehlen. Nach dem Weggang von Robert Witzsche verliert das Waschhaus in diesem Jahr bereits den zweiten wichtigen und fachkundigen Mitarbeiter, mit dem wir jahrelang vertrauensvoll zusammengearbeitet haben. Der Abschied beider Kollegen stellt unser weiteres Engagement auf dem Waschhausareal auf den Prüfstand“, heißt es in dem Schreiben weiter.
Auch Eberhard Kapuste, ehemaliger Vorsitzender des Ausschusses für Kultur, bedauert die Entscheidung von Katja Dietrich-Kröck, die in den vergangenen Jahren durch ihre Arbeit und ihren künstlerischen Sachverstand vor allem die Galerie Kunstraum in der Schiffbauergasse zu der Adresse für anspruchsvolle Ausstellungen in Potsdam gemacht hat. „Katja Dietrich-Kröck will das Waschhaus verlassen. Schade! Die Lotsin geht von Bord. Oder verlässt sie sogar das sinkende Schiff? Für mich ist sie die Sympathieträgerin des Waschhauses schlechthin, hoch motiviert und engagiert und sehr kompetent. Die beeindruckenden Ausstellungen zeitgenössischer Kunst im Kunstraum waren ihr Werk. Wenn es dabei bleibt, dass Dietrich-Kröck geht, so ist dies ein herber Verlust für das Waschhaus, für die Schiffbauergasse und für die gesamte Potsdamer Kunstszene“, schreibt Kapuste.
Wie die PNN am Freitag berichteten, hat Katja Dietrich-Kröck im Waschhaus gekündigt, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu widmen. Auch wenn sich Katja Dietrich-Kröck dazu nicht äußern möchte, ist davon auszugehen, dass ihre Entscheidung auch mit der schon seit Monaten heftig diskutierten Veranstaltungs- und Personalpolitik des Waschhaus-Geschäftsführers Wilfried Peinke zu tun hat. Zwar haben die Gesellschafter der Waschhaus Potsdam gGmbH laut PNN-Information endlich entsprechende Konsequenzen gezogen, wird Wilfried Peinke das Waschhaus im Sommer 2012 verlassen. Doch so lange wollte Katja Dietrich-Kröck das Debakel Waschhaus wohl nicht mehr ertragen. Dirk Becker
Dirk Becker
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