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Kultur: Die mit bunten Wirbeln spielt

Zora Volantes, eine ehemalige Meisterschülerin von Rebecca Horn, stellt im Kunsthaus Potsdam aus

Stand:

Ganz in Weiß stand sie in einer Ecke des großen Raumes, der von ihren Objekten und Gemälden erstrahlte, und lächelte. Langsam senkte sich von der Galerie ein gelb-steifes Papierkleid über die 35-jährige Künstlerin Zora Volantes. Feixend zog sie es über, um mit weiterhin nach oben gezogenen Lippen in den Raum zu trippeln. Mit asiatisch leichter, europäisch farbenfroher und japanisch maskenhafter Freundlichkeit kam die Künstlerin auf die vielen Zuschauer zu, die kürzlich bei der Eröffnung ihrer Ausstellung im Kunsthaus Potsdam neugierig auf sie waren. Zunächst verwirrten vor allem das konstante Lächeln und ihre Stummheit.

So schuf die zum ersten Mal in Potsdam zu sehende Künstlerin einen Raum im Raum, machte durch ihre Performance klar, dass Raum erobert sein möchte, zum Ereignisraum werden und vollkommen unterschiedliche Funktion erhalten kann. Dachte man, das Prinzip der Performance der ehemaligen Meisterschülerin Rebecca Horns verstanden zu haben, veränderte sie Form und Bewegung. Plötzlich wurde das lange, steife Kleid zu einer Art Kartoffelsack, in dem die Künstlerin verschwand, und dieses so neu geschaffene, seltsame Lebewesen setzte sich langsam hüpfend in Bewegung. Dabei stieß es Laute aus, die Balzgeräuschen bestimmter Vogelarten sehr ähnlich waren.

Volantes, deren künstlerisches Repertoire von der Malerei über die Rauminstallation bis zur Performance reicht, geht es in ihren Arbeiten um die Variation des Raumes, um den Einfluss der Eigenschaften unterschiedlicher Farben und Materialitäten auf die Umgebung. So hat sie auch den großen Ausstellungssaal des Kunsthauses Potsdam in einen veritablen Zora-Volantes-Raum verwandelt, die Leichtigkeit und Beschwingtheit ihrer Farben durchzieht wie Kindergeplapper den hohen Salon. Die 1971 in Berlin geborene und auch dort lebende Volantes spielt mit Fröhlichkeit und Bewegung.

So rotieren in ihren großen, aber nicht erdrückend wirkenden Gemälden, öl- und pastellfarbige, konzentrische Flächen zueinander oder voneinander weg. Dadurch entsteht ein Spiel kleinerer, miteinander kommunizierender Farbkreise, das an die Anziehung und Abstoßung magnetischer Felder erinnert.

In der raumgreifenden Arbeit „Blau“ könnte gerade ein Wirbelsturm entstehen, der sich noch nicht für ein Zentrum entschieden hat und in dem die freundlich wirkenden Wirbelenergien spielerisch ihre Möglichkeiten ausprobieren.

Ernst und Schwere scheinen zu fehlen im noch jungen Werk der Künstlerin, die auch bei ihren Objekten den Bezug zur Kindheit nicht verloren zu haben scheint.

Hoch aufgestellt im Raum läuft ein tütenartiges Gebilde aus Pergamin, Papier und Draht zuckerwattig unsicher in die Höhe, ist gelb bemalt und nennt sich „Raum Gelb“. „Raum Blau/Weiss“ dagegen geht eher in die Breite, sitzend und offen wie eine übergroße Plastikreisetasche, die sich in Zeiten der Globalisierung bei materiell minder ausgestatteten Bevölkerungsschichten von Ankara bis New Orleans großer Beliebtheit erfreut.

Aber auch Kissen, an die die Arbeiten „Raum Rot“ und „Raum Orange“ erinnern, scheinen die Künstlerin zu ihren heiter-luftigen und dennoch stabilen Konstruktionen zu inspirieren. Zeichnungen und kleinere Papierarbeiten vervollständigen die Schau, die eine erstaunlich optimistische junge Künstlerin entdecken lässt.

bis 26. März, Ulanenstraße 9, Mi 11 bis 18 Uhr, Do, Fr 15 bis 15 - 18 Uhr, Sa, So 12 bis 18 Uhr

Lore Bardens

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