Kultur: Die neuen Nachbarn
Das T-Werk feiert seinen Einzug in die Schiffbauergasse mit dem „Theaterfrühling“
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Das T-Werk feiert seinen Einzug in die Schiffbauergasse mit dem „Theaterfrühling“ Von Heidi Jäger Bunte Lichterketten und lang herunter hängende Werbefahnen weisen den Weg zu der neuen Spielstätte in der Schiffbauergasse. Im dem etwas spartanisch wirkenden, mit Blumen und Plakaten aufgepeppten Foyer stehen die Gäste dicht gedrängt: jeder kennt jeden – Politik und Kultur geben sich an diesem Abend harmonisch die Hand. Während die Gäste gelassen ihr Glas Sekt oder Rotwein schlürfen, sieht man die Gastgeber hektisch die letzten Vorbereitungen treffen. Dann endlich öffnet sich die sanierte Reithalle B als neuer Aufführungsort von T-Werk. Viele kennen die Halle bereits aus fabrik-Zeiten, immerhin fanden dort drei Jahre lang die Internationalen Tanztage statt. Schon damals – 1998 – sollte der Backsteinbau saniert und als Probebühne des Hans Otto Theaters hergerichtet werden. Die fabrik erhielt einen für sie sehr lukrativen „Ersatz“ in der noch jetzt von ihr bespielten Maschinenhalle. Doch dann kam das Desaster mit der LEG, und die Reithalle verwaiste. Außer die Mauern und die imposante Eisenkonstruktion unterm Dach erinnert heute nichts mehr an das damalige Innenleben. Eine Spielstätte mit 99 Plätzen und eine ebenso große Probebühne sind entstanden und bieten den Theatermachern gute Voraussetzungen, die hehre Kunst zu neuen Blüten zu treiben. Zur Einweihung spannen Ingrid Ollrogge und Jens-Uwe Sprengel stellvertretend für alle T-Werker symbolisch eine rot-weißes Flatterband quer durch die Halle, das von der Kulturbeigeordneten Gabriele Fischer mit großer Schere durchtrennt wird. Lange Reden bleiben dem Publikum erspart: „Wir haben bis zum Schluss gewischt und gewienert und uns überhaupt nicht vorbereiten können“, räumt Ingrid Ollroge, Verständnis schürend ein. So bleibt es bei wenigen netten Dankesworten in allen Richtungen: u.a. an das Hans Otto Theater, das dem T-Werk für zwei Jahre seine künftige Probebühne zur Verfügung gestellt hat. Sprengel hebt seine Freude auf gute Nachbarschaft hervor: „Wir haben nicht das Gefühl, uns in ein gemachtes Nest zu setzen, sondern durchaus den Eindruck, herzlich empfangen zu werden. Wie zur Bekräftigung sind die künftigen Nachbarn von Waschhaus, fabrik und Theater namhaft erschienen, um die Neuankömmlinge in ihre Mitte zu nehmen. Das einstige Waldschloss-Publikum der Theatergruppen Havarie und DeGeter “87 - die hinter dem Vereinsnamen T-Werk stecken – folgte ebenfalls an die neue Aufführungsstätte, so dass die Stühle am Ende kaum reichen. Behänd werden Ersatzplätze geschaffen, so dass zum Schluss alle die Vorstellung ihrer Wahl – „Der stumme Diener“ oder „Gewalt im Spiel“ – besuchen können. Als etwas problematisch erweist sich die hallige Akustik in der Probebühne, die von den ohnehin sparsamen Dialogen der DeGater-Inszenierung noch ein Großteil verschluckt. Nach einstündigem, sehr unterschiedlichem Theatererleben vereinen sich wieder alle im Foyer, um nunmehr das Büffet zu erstürmen und das muntere Klavierspiel von Thomas Putensen zu genießen. Bis in die frühen Morgenstunden hält das Feiern an. Doch zum Ausschlafen haben die müden, aber dennoch glücklichen T-Werker keine Zeit, schließlich müssen sie sich noch bis morgen als gute Gastgeber des Festivals „Theaterfrühling“ erweisen. Dort wird heute das „Poetenpack“ mit Improvisationen seine Visitenkarte als nunmehr ständiger T-Werk-Partner abgeben.
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