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Kultur: Die Qual der Wahl
Die a|e-Galerie präsentiert 70 Angebote unter dem Motto „Das können Sie sich schenken!“
Stand:
Lang ist die Namens- und Autorenliste zum Thema „Das können Sie sich schenken!“, einem exklusiven Weihnachtsangebot der a|e-Galerie. Gleich 70 Werke hat Angelika Euchner in den zwei Räumen zusammengestellt, weil sie meint, man könne sich auch unter der unangefochtenen Herrschaft des zwangsneurotischen Kommerzes mit Bildern und Kunst zum Fest eine Freude machen. So ist das auch gemeint. Zwei Extras zeichnen diese eigenwillige Versammlung der 70 Angebote aus: ein deutlicher Hang zum Sakralen und der Wunsch, an die Ausstellungen der vergangenen Monate anzuknüpfen, also Tradition ins Galeriegeschehen und in die Zuschaugemeinschaft zu bringen.
So findet man neben ein paar Neulingen auch günstige Angebote aus bereits verflossenen Ausstellungen, wie jüngst über die passlosen Afrikaner in Paris, aus der Reihen Stadtporträts und zum Thema „Oman“. Drei wohlbeachtete Foto-Serien. Eines der Bilder zeigt zum Beispiel die Geburtskirche in Bethlehem vor wüstengelbem Himmelslicht mit dem trotzigen Titel „Bethlehem liegt in Palästina“, dies zur gefälligen geistlich-politischen Meditation. Oder man lässt sich von den Oman-Fotos einfach mal daran erinnern, in diesem Land die Heimat des Weihrauchs zu sehen. Nach Ansicht der Galeristin und engagierten Islamwissenschaftlerin sollen auch die Heiligen Drei Könige oder Magier von dorther gekommen sein. Oder wie wäre es mit einem Foto wie eine Pietá aus Peru, wo Mutter und Sohn fast so zusammen sind wie das barocke Bild-Pendant über ihnen, an einer farbbröckelnden Wand von ganz armen, aber nicht unzufriedenen Leuten. Es würde zu jedem Kirchengeist gut passen, leider denken die Oberen da ganz anders, sie schenken sich das.
Wenn man dies alles sieht, könnte man beinahe glauben, das christliche Weihnachten wäre vielleicht doch noch nicht verloren, trotz klingender Jubelbrause von Übersee und dem galoppierenden Kaufwahn. Denn in der a|e-Galerie ist natürlich stets das Geistige gemeint. Die Suche nach dem passenden Geschenk zum Fest geht hier sicherlich weniger von Bild zu Bild, sie folgt eher dem inneren Gefühl, wem seiner Nächsten man auf welche Art eine Freude und Aufmerksamkeit machen kann, was natürlich die Kenntnis des zu Beschenkenden voraussetzt. Der sakrale Ansatz ist ja beileibe nicht alternativlos. Weltlich geht es auch, zum Beispiel mit einem Schwarz-Weiß-Foto in memoriam des Mauerfalls, oder ein ganz apartes vom Hotel Mercure, welches dank einer Spezialbehandlung um etliche Jahrhunderte gealtert und also abbruchreif erscheint. Oder war etwa das neue Stadtschloss gemeint? Man weiss es nicht genau. Ähnlich hat der Fotograf die Glienicker Brücke 2014 verarztet. Natürlich ist auch kleinformatige Malerei wohlfeil, hübsche Miniaturen mit Baumstamm-Motiven, unbetitelte Originale in gut gemischten Techniken, Konkretes und eher Abstraktes. Dann wieder Plakate mit dem oder der Drosophila Sapiens als Beitrag zur Karikatur, Kunstbücher mit amtlichen Stempeln als „Märchen aus der Verwaltung“, keck bemalte Kochkarten aus den Dorfkantinen von Dunnemal, Kleinkram in den Vitrinen. Auch für die moderne Arztpraxis ist etwas dabei. Sogar Schnurgebinde in Form von „Blütenpolstern“, sie laufen hier unter Plastik.
Kurz und gut, hier trifft sich die Vielfalt von Themen und Stilen siebzigfach, Gediegenes und Heiteres, Skurriles und Verfremdetes, ernst und nicht ganz ernst Gemeintes, Bild, Buch und Objekt für größere und kleinere Geldkatzen. Dass dabei der Galerie-Charakter dieser Adresse natürlich bewahrt bleibt, versteht sich von selbst. Die Nummern zur Werkliste hat Angelika Euchner übrigens auf kleine Silbersternchen geschrieben, weil es doch weihnachtet, so oder so. Wer hier nichts findet, ist selber schuld. Das wäre dann wirklich verschenkt.
Die Ausstellung ist noch bis zum 20. Dezember, Mi., Do., Fr. 14-19 Uhr, Sa. 12-17 Uhr, in der Hermann-Elflein-Straße 18 zu sehen.
Gerold Paul
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