Kultur: Die Stadt, die ihn ernährt
Der Maler Christian Heinze und sein Potsdam
Stand:
Er schaut mit freiem Blick auf seine Stadt. Es sind eher Impressionen als detailversessene Abbildungen, die Christian Heinze, von dem das Titelbild dieser PNN-Ausgabe stammt, auf seinen Grafiken und Aquarellen festhält. Da gerät das Neue Palais schon mal in Schieflage, wird das goldene Teehaus in ein zartes blaugrünes Gewand gehüllt. Und doch spürt man stets die große Liebe zu den Landschaften und Bauwerken. „Ich bin der Stadt dankbar, weil sie mich ernährt“, sagt Heinze und meint damit weit mehr als die finanzielle Sicherheit. Die sorgt mit für sein Wohlbefinden, untersetzt durch Motive, die ihm nicht ausgehen und die sich so gut auf Kalendern vermarkten lassen. Seit 30 Jahren in Folge gibt es Heinzes Schwarz-Weiß-Kalender mit Originalradierungen in limitierter Auflage von 100 Exemplaren. Ein Muss für Sammler und Liebhaber, die gern auch die 99 Euro dafür bezahlen.
Auf seinen kalendarischen Monatsreisen bringt der gebürtige Dresdener immer auch den touristischen Blick mit ein, „Potsdam besteht ja maßgeblich aus 15 Highlights und davon müssen wenigstens ein, zwei im Kalender auftauchen. Aber es gibt eben auch neue Blickwinkel und Sichten - ohne dass ich mich in irgendeine politische Ecke hineinbewege. Ich mische nicht mit in Diskussionen, ob Friedrich II. nun gut oder böse war.“ Aber er findet es wichtig, dass dessen Schlösser erhalten bleiben, dafür will er durch seine Kunst sensibilisieren. Politisch äußerte er sich in seiner Bilderreihe „Spurensuche“, in der er eindeutig für den Wiederaufbau von Stadtschloss und Garnisonkirche plädierte.
Christian Heinze, der am 29. Dezember 71 Jahre alt wird, ist dankbar, dass ihm so viele Käufer über die Jahre die Treue hielten und mit seinen Bildern leben und wohnen. Und er freut sich auch, dass das Potsdam-Museum vor Kurzem eine Schenkung mit Grafiken von ihm angenommen hat.
Heinze malt zumeist aus dem Kopf, vor allem Stadt und Landschaften. Nur die Menschen sind ihm irgendwann abhanden gekommen. Dafür galoppiert immer mal wieder ein Pferd durch seine Bilder, vielleicht Symbol für Kraft oder auch für Melancholie. So richtig kann es Heinze nicht erklären. Seit fast 40 Jahren lebt er in Potsdam und hat jetzt das erste Mal das Gefühl, sich eine kleine Pause von Potsdam gönnen zu müssen. „Sonst kommt vielleicht zu viel Routine in meine Bilder.“ Heinze vertraut darauf, dass immer das eine aus dem anderen erwächst. Jetzt zieht es ihn wieder an die Ostsee, um dann sicher gestärkt in sein Potsdam zurückzukehren. Heidi Jäger
www.atelier-heinze.de
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: