Kultur: Die Stadt wird zur Bühne

Jazz trifft auf Blues und Punk trifft auf Alternative. So manche musikalischen Stilrichtungen scheinen wie füreinander gemacht. Aber wenn die leichten Klänge klassischer Musik und die harten Sounds von Hardcore-Punk gemeinsam durch die Straßen schallen, kann irgendetwas nicht stimmen. Oder doch, denn dann ist der Zuhörer mittendrin im wohl vielfältigsten Open-Air Festivals Potsdams. Am Freitag feiert die „Fête de la musique“ ihr zehnjähriges Jubiläum in der Landeshauptstadt.

Und ganz Potsdam soll da mitfeiern. An 28 Orten in Babelsberg, der Nauener Vorstadt, Potsdam-West, der Berliner Vorstadt und der Schiffbauergasse sind mit 45 verschiedenen Acts neben Alteingesessenen der Potsdamer Musikerszene und den städtischen Nachwuchskünstlern auch einige internationale Musiker vertreten. Egal ob der Turm der Nikolaikirche, die Pflastersteine in der Brandenburger Straße oder der Asphalt der „Platte“ in Potsdam-West, alles wird an diesem Tag zu einer Bühne.

Seit ihrem Debüt am 21. Juni 1982 in Frankreich hat sich die „Fête de la musique“ international zu einem renommierten Musikfest entwickelt. In über 340 Städten auf der ganzen Welt wird der kalendarische Sommeranfang mit einem großen Open-Air–Festival gefeiert. Die Idee, besonders Amateurmusikern an diesem Tag die Gelegenheit zu bieten, sich in den Straßen dem Publikum zu präsentieren, ist bis heute das Grundmerkmal der „Fête de la musique“. Doch mit seinem weltweiten Bekanntheitsgrad sind auch die Anforderungen an das Festival, dessen Veranstaltungen allesamt eintrittsfrei sind, gestiegen. Nicht mehr nur zum Spielen und Hören von Musik laden die Veranstalter ein, sondern der kulturelle Austausch soll in den Vordergrund gerückt werden. Musik als Sprache, als ein interkulturelles Verständigungsmittel, das Menschen zueinanderbringt und sie miteinander verbindet.

Auch die Potsdamer „Fête de la musique“ bietet ein vielfältiges Programm. Rock, Hip-Hop, Elektro, Folk, Jazz, Indie, Reggae, Metal und Soul, für jeden Geschmack ist an den verschiedenen Standorten gesorgt. Angefangen mit „Sexta Feira“, die mit brasilianischen Rhythmen die musikalische Fête am Luisenplatz eröffnen und sich bis zur Open Stage Bühne die Brandenburger Straße entlang tanzen, bis zur Aftershowparty im Waschhaus, wo „BudZillus“ mit ihrer Mischung aus Swing, Ska, Rock und Funk den Abend beschließen – in Potsdams Straßen wird am Freitag eine musikalisch wilde Mischung zu hören sein. Und getreu dem Motto wird auch der kulturelle Austausch nicht zu kurz kommen, denn wer würde nicht sagen, dass bei der Vereinigung von Klassik und Hardcore-Punk auch zwei verschiedene Kulturen aufeinandertreffen. Chantal Willers

Chantal Willers