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Kultur: „Die Summe meiner einzelnen Teile“ Regie-Rebell Weingartner im Thalia-Filmgespräch

Die „fetten Jahre“ waren für Hans Weingartner zwar schon 2004 vorbei. Doch nun sind sie es mehr denn je.

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Die „fetten Jahre“ waren für Hans Weingartner zwar schon 2004 vorbei. Doch nun sind sie es mehr denn je. In seinem neuen (Psycho-)Drama „Die Summe meiner einzelnen Teile“, das er am kommenden Freitag, dem 3. Februar, im Thalia vorstellt, erzählt der Regie-Rebell von einem erfolgreichen Mathematiker, der dem Leistungsdruck nicht mehr gewachsen ist. Mit einer Hütte im Wald möchte er seine klitzekleine Utopie eines besseren Lebens verwirklichen – doch die Staatsmacht lässt nicht lange auf sich warten.

Einmal mehr setzt sich Weingartner rigoros mit den Widrigkeiten einer Leistungsgesellschaft auseinander. In Zeiten großer Burn-Out-Debatten allemal kein ausgebranntes Thema. Der Film dürfte auf reichlich Resonanz beim Publikum stoßen – zumal in Sachen Kultstatus „die „fetten Jahre für Weingartner noch längst nicht vorbei sind. 2003 drehte Weingartner den kapitalismuskritischen Film „Die fetten Jahre sind vorbei“, der im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes Begeisterung auslöste. Er kam in über 50 Ländern ins Kino und erreichte rund 1,5 Millionen Besucher. Vor allem die jüngere Generation fühlte sich verstanden.

Auch „Das weiße Rauschen“, Weingartners Diplomfilm von 2001, über einen jungen Mann, der an Schizophrenie erkrankt ist, wurde mehrfach ausgezeichnet. Die Mediensatire „Free Rainer“ von 2007 über die Bekehrung des Fernsehproduzenten Rainer von einem quotenorientierten Macher von Unterschichtenfernsehen zu einem Aufklärer, floppte indes. Weingartner wollte darin auf unterhaltsame Art „den gefährlichen Verblödungspfad beschreiben, den das Fernsehen geht“. Doch diese Nadelstiche gingen am Publikum vorbei und der Filmemacher verlor 400 000 Euro. Nun meldet sich der Anarcho, der nach der Matura zunächst als Kanuführer in Kanada und als Skilehrer in seinem Geburtsland Österreich arbeitete, Physik und Neurowissenschaften sowie Film und Fernsehen studierte, mit „Die Summe meiner einzelnen Teile“ wieder auf der Kinoleinwand zurück.Jä

Filmaufführung am Freitag, den 3. Februar um 19 Uhr, danach Gespräch mit Hans Weingartner, Cüneyt Kaya und Timur Massold im Thalia, Rudolf-Breitscheid-Str. 50

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