Kultur: Die Tanztage bekommen Nachwuchs
Tänzer aus aller Welt ab 4. Mai in Schiffbauergasse
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Tänzer aus aller Welt ab 4. Mai in Schiffbauergasse Die fabrik ist eine Baustelle, doch die Tanztage werden dennoch über die Bühne gehen. Die Organisatoren machen aus der Not eine Tugend und sehen die veränderten Räumlichkeiten als Chance, einiges in diesem Jahr anders zu machen. „Den Wunsch, uns über die ganze Stadt auszubreiten, konnten wir uns leider aufgrund finanzieller Engpässe nicht erfüllen“, räumt die künstlerische Leiterin Sabine Chwalisz ein. Dafür weicht die fabrik in die verschiedenen Spielstätten in der Schiffbauergasse aus. Rund 30 Schüler und Studenten agieren als freiwillige „Hostessen“, um die Besucher auf dem mit Baustellen gepflasterten Areal „an die Hand“ zu nehmen. Zu den Aufführungen wird in die Russenhalle und Reithalle B geladen, anschließend geht es im Studio 1 (fischhaus) mit Gesprächen weiter. Wer den Abend bei Musik und Wein ausklingen lassen möchte, ist im „Sternenzelt“ willkommen. Doch bevor sich der „Tanzreigen“ in gewohnt hochkarätig-internationaler Besetzung ab 4. Mai über die Schiffbauergasse ausbreitet, gibt es erstmals einen „Prolog“ im Thalia. Dort läuft am 2. Mai zum Anwärmen „Tanz auf Zelluloid“ mit verschiedenen Kurzfilmen, Live-Musik und dem Kultklassiker „Strictly Ballroom“. Auch in diesem Jahr wurden die Gäste nicht nach einem bestimmten thematisches Zentrum gesichtet, um das sich alles dreht: „Wir haben geschaut, womit sich die Künstler beschäftigen, was ihnen unter den Nägeln brennt und auch, was es an länderspezifischen Auseinandersetzungen Spannendes gibt.“ Und oft vermischen sich beim Tanz die Kulturen, wie auch bei der Eröffnungsveranstaltung, die einen Mix aus Hip Hop und zeitgenössischem Tanz sowie einen Mix aus Franzosen und Franzosen mit nordafrikanischer Herkunft präsentiert. „Abou Lagraa ist keineswegs heimattümelich, sondern die pure Lust zum Genießen: schöne Musik mit schönen Tänzern“, macht Sabine Chwalisz neugierig. Neben dieser großen Produktion mit zehn Tänzern, gibt es auch die kleinere Form, wie sie „Kongo ba teria“ aus Burkina Faso mit nach Potsdam bringt. In ihrem Stück geht es um die Konfrontation des afrikanischen Prinzips der solidarischen Gemeinschaft mit der auf extremen Individualismus ausgerichteten moderen Gesellschaft. Zu den tänzerisch stärksten und mehrfach ausgezeichneten Choreografen zählt Ina Christel Johannessen, die mit ihrer Gruppe Zero Visibility Corp. erneut das Licht des Nordens ins Festival trägt. Die norwegische Compagnie sucht die direkte Konfrontation mit dem Publikum und erzählt über das Gefühl, ständig beobachtet zu werden. „Was ist Rolle, was ist echt? Wie sehe ich mich?“ – Fragen des Miteinanderlebens und der Kommunikation, wie sie immer wieder in verschiedenen Facetten auch von anderen Compagnien aufgegriffen werden. „Für uns eine Neuentdeckung sind Pepping Tom aus Belgien, die mit einem atemberaubenden Tanz gastieren.“ „Le Jardin“ (Der Garten) ist eine zweigeteilte Aufführung: Erst wird in einem Film über die künstliche Welt in einem Nachtklub erzählt, dann geht es im Tanz von zwei jungen und einem alten Mann hinein in die „Laubenidylle“, in der sich bald Risse und manche Absurditäten auftun. „Auf diese Vorstellung bin ich super gespannt, auch weil sie sich der Frage stellt, wie alt darf eigentlich ein Tänzer sein?“, so Sabine Chwalisz. Ein ziemlich absurdes Konzept verfolgt die englische Gruppe „Rotozaza“, die zu einem Ausflug in die Performance animiert. Sie setzt auf das spontane Spiel von zwei Darstellern, die sich und auch das Stück nicht kennen und den Abend nur nach Anweisungen aus dem Off gestalten. Zudem haben die Tanztage in ihrem 15. Jahr Nachwuchs bekommen und veranstalten die 1. Kindertanztage, die für alle Altersgruppen etwas bereit halten. So wird man bei einer Schatzsuche erfahren, was sich hinter einer Choreografie verbirgt und Anja Kozik zeigt mit ihren Potsdamer Kids, wie Hip Hop und Modern Dance fusionieren. Und mit einem Fuß sind die Tanztage dann doch in der Stadt: im Schaufenster der Fachhochschule, wo die Workshops zum Mitmachen einladen. Heidi Jäger
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