Kultur: Die Tischtennisplatte war grün
Filmgespräch zum Oscar-Erfolg „Die Fälscher“ / Zwei neue Leihgaben für das Filmmuseum
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„Das linke Bein gehört uns.“ Mit der anatomischen Aufteilung an die „Anteilseigner“ sorgte Carl L. Woebcken für Lacher im ausverkauften Saal des Filmmuseums. Aufgeteilt werden sollte der Oscar, der im Februar an den vom Studio Babelsberg koproduzierten Film „Die Fälscher“ ging. Studio-Vorstandsvorsitzender Woebcken erklärte beim Filmgespräch am Dienstagabend, besonders sein Compagnon Christoph Fisser gebühre Dank, sei er es doch gewesen, der von Anfang an das Projekt geglaubt hatte und das Studio überzeugt habe, sich auch finanziell an der Geschichte zu beteiligen.
Der Streifen über eine Gruppe von Fälschern, die im Konzentrationslager Sachsenhausen im Auftrag der Nazis Geld in Millionenhöhe nachmachten, basiert auf den Erinnerungen von Adolf Burger, einem der letzten Überlebenden. Fisser erinnerte sich an einen besonders schönen Moment im Vorfeld des Drehs. „Adolf Burger wurde vom Regisseur des Films, Stefan Ruzowitzky, eingeladen, die Kulissen zu besichtigen. Bei der Kulissen-Tischtennisplatte, die den Geldfälschern als Privileg in die Baracke gestellt wurde, blieb Burger stehen und sagte, die Farbe der Platte wäre grün gewesen.“ Doch ansonsten war Burger beeindruckt von der Detailgenauigkeit der Kulissenbauer um Isidor Wimmer und dem Babelsberger Art Departement.
Deren Chef, Michael Düwel geriet noch am Dienstagabend ins Schwärmen, als er sich an die Zusammenarbeit mit dem Österreicher Wimmer erinnerte: „Er hat seine Visionen mit eingebracht und Modelle von Szenenbildern entworfen – eine Vorbereitung die heutzutage kaum mehr gemacht wird“, so Düwel. Meist muss dafür der Computer herhalten. „Und er hat mit seinem österreichischen Humor viel der ernsten Diskussionen über das Thema KZ aufgelockert“, lobte Düwel.
Von Wimmers Szenenbildkunst können sich seit heute auch die Museumsbesucher überzeugen. Zwei seiner „Fälscher“-Exponate – darunter der originale Fälscherkoffer – gehören nun zur Dauerausstellung. Die ersten Blicke erntete die prall gefüllte Tasche bereits vor dem Filmgespräch, als die ersten Gäste die Originale aus dem Oscar-Film bestaunten.
Insbesondere die Nachbildung der KZ-Baracken war für die Produktion aufwändig. „Wir haben sie monatelang stehen lassen – in der Hoffnung, sie für andere Filme zu nutzen“, erzählte Woebcken. Als der Platz schließlich doch für neue Kulissen gebraucht und das Set abgerissen wurde, kam just Ruzowitzky vorbeigefahren. Der Regisseur war nach dem Fälscher-Dreh wieder nach Babelsberg gereist, um den Kinderfilm „Die Hexe Lilly“ zu produzieren. „Ich weiß, dass ihm bei dem Anblick der abgerissenen Kulissen kurz das Herz stehen blieb“, erinnerte sich der Studio-Vorstand.
Es scheint ein harmonischer Dreh gewesen zu sein, glaubte man den kurzweiligen Erinnerungen der Studio-Chefs. „Stefan Ruzowitzky ist durch diese Arbeit sehr mit Babelsberg verbunden“, wusste Christoph Fisser zu berichten. „Und ich bin mir sicher, der Oscar-Preisträger wird wiederkommen“, glaubt Fisser.Kay Grimmer
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