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Kultur: Die Vucciria

Christine Zuppingers Fotos in der Galerie Kalliope

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Christine Zuppingers Fotos in der Galerie Kalliope Zunächst sollte es nur eine Auszeit werden. Als Christine Zuppinger in den 90er Jahren nach Sizilien kam. Eine Auszeit von dem anstrengenden und durch Wiederholungen ermüdenden Beruf einer Berliner Apothekerin. Es wurde aber der Beginn eines neuen Lebens. Immer wieder wanderte Christine Zuppinger durch die Gassen von Palermo, arbeitete in einem Altersheim, lebte bei den Schafshirten auf den Bergen. Die Begegnung mit der wundersamen Insel veränderte ihr Leben. Sie erlernte die italienische Sprache und studierte Ethnologie. Immer wieder kam sie nach Palermo zurück. Besonders zog sie das Marktleben der 1000jährigen Vucciria an. Längst hat der Marktplatz seine ökonomische Bedeutung verloren und ist zu einem symbolischen Ort geworden. Zu einem Ort, der den inneren Zusammenhalt seiner Bewohner konstituiert. Das Interesse Christine Zuppingers galt „der historischen Bedingtheit der Menschen der Vucciria, der Aktualität von Geschichte im Sinn seiner Nachwirkungen vergangener Ereignisse auf gegenwärtige kollektive Verhaltensmuster.“ Auf der Vucciria fotografierte, schrieb und redete sie mit den Akteuren des Platzes. Als Frau und Ausländerin blieb sie eine Fremde, die ein bisschen dazu gehörte, die man aber auch beargwöhnte, denn die Vucciria ist eine sizilianische Männerwelt, und viele Geschäfte sind für das Tageslicht nicht geeignet. „Keinesfalls sind die Menschen des Marktes eine geschlossene Gruppe. Die Fischverkäufer, Bäcker, Metzger, Wirte, Obst- und Gemüsehändler gehen einer legalen Tätigkeit nach. Sie sind täglich anwesend und haben einen festen Platz. Zu ihnen gehört die Gruppe der Gelegenheitsarbeiter. Und die Menschen der Vucciria, die ohne Auftrag und ökonomische Absichten täglich kommen. Für sie ist die Vucciria das Leben schlechthin“, erklärt Christine Zuppinger. Obwohl sie das fotografische Handwerk nie erlernte, sind die Bilder, die sie von der Vucciria machte von großer Professionalität. Erstmals waren die Bilder im April in der italienischen Botschaft zu sehen. Eine Auswahl ist ab heute in der Galerie Kalliope zu betrachten. In ihren streng auf das Wesentliche reduzierten Texten und Bildern ist die Suche nach dem Fremden und Eigenen ihrer eigenen Persönlichkeit ausgespart und erscheint doch unsichtbar eingeschrieben. Zur Eröffnung heute um 19.30 Uhr wird Christine Zuppinger eigene Texte lesen“ Barbara Wiesener Bis 31. 12. Galerie Kalliope, Lennéstraße 64

Barbara Wiesener

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