Kultur: Die Wunderwelt Bach“scher Musik
Bachtage Potsdam beginnen morgen mit der Hohen Messe h-Moll in der Friedenskirche
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Die Hohe Messe h-Moll widmete Johann Sebastian Bach im Jahre 1733 seinem Landesherrn, August III., dem Kurfürsten von Sachsen und König von Polen. Mit den ersten beiden Sätzen verfolgte der Thomaskantor von Leipzig eine diplomatische Absicht: In einem Begleitschreiben an den Fürsten bewarb er sich um ein „Praedicat von Dero Hoff-Capelle“. Es dauerte aber noch einige Weile, ehe er zum „Königlich polnischen und churfürstlich sächsischen Hofcompositeur“ ernannt wurde.
In späteren Jahren ergänzte der Thomaskantor die Messe, wobei Bach – das war damals so üblich – auf frühere Arbeiten zurückgriff, die er veränderte und umfunktionierte. 1746 verklammerte Bach alles zu einer Einheit. Klage, Gebet, Bekenntnis und Lobgesang – all das findet man in der Messe, in ihrer Tiefe und in ihrem Glanz. Am morgigen Sonnabend erklingt sie im Eröffnungskonzert der Bachtage Potsdam in der Friedenskirche Sanssouci (1.9., 18 Uhr).
Die Bachtage, die unter der künstlerischen Leitung von Nikolaikantor Björn O. Wiede stehen, finden in diesem Jahr (bis zum 9. September) bereits zum siebenten Mal statt.
Die Wunderwelt Bach“scher Musik wird in elf Konzerten an verschieden Orten zu erleben sein: in der Friedens- und Erlöserkirche, in der Französischen Kirche und im IHK-Forum in der Breiten Straße. Aufregende Interpretationen sind zu erwarten, die auch zur Auseinandersetzung in puncto Aufführungspraxis anregen. Beispielweise der h-Moll-Messe, die in ganz kleiner, solistischen, der Bach“schen Praxis entsprechenden Chor- und Orchesterbesetzung erklingen wird. Auf das Ergebnis mit dem Ensemble „Exxential Bach“ darf man gespannt sein.
Die Bachtage Potsdam haben in diesem Jahr erstmals ein Gastland als Partner: Polen. Aus dem Nachbarland kommen das Ensemble Baroque (2.9. 20 Uhr, Französische Kirche), der Warschauer Organist Michal Dabrowski 5.9. 19.30 Uhr, Erlöserkirche) sowie der Poznaner Knabenchor (9. September, 19 Uhr, Nikolaikirche).
Reizvoll wird das Konzert „Bach“n“Jazz“ am 6. Septmber, 20 Uhr, in der Nikolaikirche werden. Zwei renommierte Musiker sind zu hören: der Jazz-Pianist Joachim Kühn sowie der Organist Matthias Eisenberg. Im Wechsel erklingen der historische Bechstein-Flügel sowie die Altarorgel – im Solo und im Duo. Die große Fülle Bach“scher Instrumentalmusik soll in dem Konzert am 7. September (IHK-Forum, 20 Uhr) erlebbar werden. Der Violinist Stepan Mai von der Akademie für Alte Musik Berlin wird das 4. (G-Dur) sowie das 5. (D-Dur) Brandenburgische Konzert mit anderen hervorragenden Instrumentalisten zu Gehör bringen. Auch Werke von Mozart hat man ins Programm genommen. Am 8. September ist der junge Österreicher Wolfgang Dimitrek auf seinem Konzert-Akkordeon bei der „Bach-Nacht“ zu Gast (21Uhr, Nikolaikirche). Auch die „Klang(t)räume – 30 Minuten im Kerzenschein“ gibt es wieder in St. Nikolai, am 2. und 4. September, jeweils um 22 Uhr.
Bereits heute ist in der Landesvertretung Brandenburg in Berlin eine Festveranstaltung angesagt, in der in Anwesenheit polnischer Künstler und Politiker die polnisch-brandenburgische Kulturpartnerschaft gewürdigt wird. Zudem ist für gut zwei Stunden einmalig ein autographes Partiturblatt der h-Moll–Messe von Bach, das sich im Besitz der Staatsbibliothek Berlin befindet, ausgestellt.
Bachs Musik ist nicht zu verstehen ohne die drei Buchstaben S.D.G., die man in allen größeren Partituren findet: Soli Deo Gloria – Gott allein die Ehre. Alle seine Werke, auch die, deren Bestimmung ganz ausdrücklich weltlich ist, zeugen von dieser Einheit der geistigen Welt Bachs. Auch die Bachtage, die die weit zurückreichende Tradition von Aufführungen der Werke des großen Barockmeisters in Potsdam verdeutlichen und mit neuen und spannungsreichen Interpretationen unterstreichen, stellen in ihren Konzerten stets das S.D.G. voran, ohne es ständig lauthals mitzuteilen.
Kartentelefon und Informationen: 0700/16851740 sowie 030/47997425. www.bachtage.de
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