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Kultur: Die Zeit im Nebel vergessen

Die Photographen-Lounge im „Güldenen Arm“: Walter Wawra zeigt stimmungsvolle Sanssouci-Bilder

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Morgens 9 Uhr. Eigentlich wollte sich der Fotograf so früh wie möglich seinen Motiven zuwenden. Doch Walter Wawra nimmt sich dann doch Zeit. Geht mit dem Besucher durch die Ausstellung der Photographen-Lounge, erzählt, erklärt, lässt seinen Blick immer wieder auf den Arbeiten seiner Kollegen und auf seine eigenen ruhen, aufmerksam und kritisch, begeistert und nachdenklich.

Mit neun anderen Fotografen, die meisten haben ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in Potsdam, hat Walter Wawra die Fotografie-Ausstellung im Museumshaus „Im Güldenen Arm“ konzipiert und organisiert. Monika Schulz-Fieguth, Katharina Jahn, Manfred Kriegelstein, Klaus-D. Fahlbusch, Siegfried Lachmann, Peter Frenkel, Eberhard Klöppel, Ole Peters, Wilfried Müller und Walter Wawra bilden die Photographen-Lounge. Sie versteht sich nicht als Verein. Man trifft sich seit mehreren Jahren ganz zwanglos unter Kollegen, erzählt Walter Wawra. Projekte, Bücher, Kalender werden gezeigt. „Jeder stellt sich der Kritik. Und dabei kann es ganz schön zur Sache gehen. Nörgeleien bleiben ausgeschaltet. Die Treffen sind für jedes Mitglied ein großer Gewinn.“ Die Photographen-Lounge hat bereits zwei Editionen veröffentlicht, in denen sie ihre fotografischen Ergebnisse in Büchern vorstellten. Die nächste Ausgabe wird nach dem Ende dieser Ausstellung vorbereitet. Hier im „Im Güldenen Arm“ gab es seitens der Unteren Denkmalbehörde, die das Museumshaus „betreibt“, ein Thema: Potsdam war gewünscht. Für die meisten Lounge-Mitglieder gab es keine Probleme, sich damit anzufreunden, denn mit ihren Kameras haben sie seit vielen Jahren eine Unmenge Potsdam-Motive gefunden.

Auch Walter Wawra. Seit1962 lebt er in Potsdam. Bis dahin arbeitete er im Bergbau. Dann studierte er an der Pädagogischen Hochschule Potsdam Physik und Mathematik, arbeitete am Geodätischen Institut der Akademie der Wissenschaften. Doch auch die Fotografie begeisterte ihn, sie nahm ihn gefangen. In relativ reifen Lebensjahren begann er noch eine Fotografenlehre bei der DEFA. Danach konnte er beruflich sein Geld mit dem Fotografieren verdienen.

Die Vielfalt und der Abwechslungsreichtum der Architektur und der Parkanlagen Potsdams begeistern Walter Wawra immer wieder. „Seitdem ich in Potsdam wohne, habe ich Sanssouci und die Stadt fotografiert. Ich glaube, fast alle Winkel“, sagt Walter Wawra. Und in der Ausstellung der Photographen-Lounge sind Bilder zu erleben, die den Betrachter tief bewegen. Sie sind Weihnachten 2005 und 2006 entstanden. „Schon in den frühen Morgenstunden machte ich mich zum Park Sanssouci auf. Ohne Frühstück. Die Stimmung war enorm. Mehr Herbst als Winter. Und solch ein Nebel.“ Walter Wawra fotografierte den ganzen Vormittag: am Schloss Charlottenhof, am Neuen Palais, den Freundschaftstempel, das Belvedere auf dem Klausberg, abgestorbene Bäume ... Auf seinen Bildern erlebt man die sichtbare Schönheit des Parkes und seiner Schlösser, die besondere Atmosphäre verdichtet er zu Kunstwerken. „Ich habe die Zeit an diesem Weihnachtsvormittag einfach vergessen. Erst als das Handy klingelte und meine Schwiegertochter ankündigte, dass der Gänsebraten auf dem Tisch stehe, merkte ich, dass es noch etwas anderes gibt als das Fotografieren.“

Nicht nur für Landschaften hat der Fotograf ein besonderes Auge, auch für Menschen. Porträts waren und sind sein großes Thema, besonders Familienbilder. „Das Gesicht eines Menschen treffend und wahrhaftig darzustellen, bedeutet ein Höhepunkt in einem Fotografenleben.“ Sagts, verabschiedet sich und begibt sich mit dem Fotoapparat schließlich auf Motivsuche.

Fotografen-Lounge im Museumshaus „Im Güldenen Arm, Hermann-Elflein-Straße 3, bis 31. Juli, Di-So, 10-18 Uhr

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