Kultur: Die Zeitlosigkeit einer Komödie
Das Hans Otto Theater im Schloss: „Der Menschenfeind“ mit Muriel Baumeister und Pierre Besson
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Das Theater war für Muriel Baumeister bis vor kurzem noch kein Thema. Fernsehen und Film hatten die Schauspielerin mit vielen Aufgaben betraut, so dass ihr auch wenig Zeit blieb, sich um Engagements an Theatern zu bemühen. Und ein wenig habe sie es sich auch nicht zugetraut, meinte sie in einem Gespräch. Bereits mit Fünfzehn stand sie vor der Kamera. Und das setzt sich bis heute fort. Man kennt die Schauspielerin aus „Das Bernsteinamulett“, „3 Engel auf der Chefetage“, aus „Knockin“ on Heaven“s Door“, „Sturmzeit“ und aus etlichen Serien.
In ihrem Elternhaus ist die Schauspielkunst seit eh und je Thema Nr.1. Ihr Vater ist der renommierte Schauspieler Edwin Noël, der unter anderen an den Münchener Kammerspielen engagiert ist. Die Mutter, Barbara Haselbach, lehrt als Tanzpädagogin am Salzburger Mozarteum. Vielleicht ist die Freude bei beiden groß, dass ihre Tochter nunmehr auf der Bühne steht, nämlich in Moliéres Komödie „Der Menschenfeind“ im Schlosstheater im Neuen Palais in einer Inszenierung des Hans Otto Theaters.
Muriel Baumeisters Partner ist hierbei Pierre Besson. Sie spielen das „Paar“ Célimene und Alceste. Als Paar hatten sie auch im wirklichen Leben einige Erfahrungen sammeln können. „Doch jetzt sind wir ,nur“ die gemeinsamen Eltern einer Tochter“, sagt Muriel Baumeister .
Pierre Bessons künstlerisches Leben bewegte sich immer wieder auf der Bühne und vor der Kamera. Der aus einer bekannten Berliner Theaterfamilie stammende Schauspieler stand bereits mit vier Jahren auf der Bühne der Volksbühne in Berlin. Nach einer Tischlerlehre und dem Schaupielstudium führte ihn sein Weg an die Theater nach Zürich, Hamburg sowie an das Maxim-Gorki-Theater Berlin. Daneben begleitet ihn ebenfalls eine erfolgreiche Film- und Fernsehkarriere. Einer seiner letzten Fernsehfilme war „Partnertausch“.
Nun spielt Pierre Besson erstmals unter der Regie seines Bruders Philippe, der jahrelang die Kinder- und Jugendtheatersparte des Hans Otto Theaters leitete. Vor gut vier Jahren hat Philippe Besson bereits im Schlosstheater eine Moliére-Farce inszeniert, in einer köstlichen Interpretation. „Der Menschenfeind“ ist ein bitterböses Porträt einer Gesellschaft, in der der Schein mehr als das Sein bedeutet. Und ein wenig kennen auch Muriel Baumeister und Pierre Besson solche Kreise, in denen geheuchelt und Phrasen gedroschen werden. „Aber es wäre ein Trugschluss, wenn man sie nur in der Film-und Fernsehwelt suchen würde. Ich glaube, man findet sie fast überall in unserer Gesellschaft“, so Pierre Besson.
Die Komödie wurde 1666 in Anwesenheit des französischen Königs Ludwig XIV. uraufgeführt. Moliére spielte die Titelrolle, seine Frau Armande Béjart die Célimene. „Das Stück ist wie ein gesteigertes Selbstporträt des Ehepaares Moliere“, sagt Pierre Besson. Der Dichter konnte über sich selbst lachen. Doch manchmal scheint es, ,als ob es ihm im Halse stecken blieb. Auch im ,Menschenfeind““. Alceste verabscheut die Bussi-Bussi-Gesellschaft, liebt aber eine ihrer Protagonistinnen: Célimene. Er will sie aus dieser Welt erlösen, doch sie möchte sie nicht missen. So entscheidet er sich allein für eine gesellschaftliche Isolation. „Ich finde, dass das Stück sehr zeitlos ist. Es wirkt, als ob Moliére es für uns Menschen im Jahre 2008 geschrieben hat“, sagt Muriel Baumeister. Und so betonen auch das Bühnenbild und die Kostüme (Henrike Engel) seine Zeitlosigkeit. „Man sollte im ,Menschenfeind“ keinerlei vordergründigen Clownerien erwarten. Hier werden die verschiedenen Positionen von Menschen diskutiert, auch mit dem Publikum: Falschheit, Verdorbenheit, Opportunismus. Und alles hat dabei komische sowie tragische Momente“ so Pierre Besson. Er und Muriel Baumeister freuen sich, dass sie das Stück im Neuen Palais spielen können. „Der Zuschauerraum des Schlosstheaters hat viel französische Atmosphäre aus der Zeit Moliéres“, meint Muriel Baumeister. Immer wieder wurden seine Stücke vom Schauspielensemble des Hans Otto Theaters dort aufgeführt .
Muriel Baumeister und Pierre Besson sind natürlich gespannt, wie die Inszenierung beim Publikum ankommt. Ob sie sich dem Theater nach der Rolle der Célimene weiter widmen werde, lässt sie noch offen. „Ich muss mit meinem Ergebnis zufrieden sein. Aber Spaß hat die Probenarbeit gemacht“, sagt die Schauspielerin.
Premiere am 3. Februar ausverkauft, Restkarten für die Vorstellungen im Schlosstheater am 6.,16. 19., 22. und 29. Februar, 19 Uhr, für 17. Februar, 15 Uhr
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