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Die Hepburn, wie der Künstler Devin Miles sie sieht.

©  Andreas Klaer

Kultur: Diva, Diva an der Wand

Albert Baake setzt auf Masse und gesicherte Werte

Stand:

Vor einigen Monaten hat sich zu den Potsdamer Galerien ein Newcomer hinzugesellt. Dass dies in dem einstigen Quartier der Sperl Galerie geschieht, könnte für den Hamburger Albert Baake unter Umständen zur echten Nagelprobe werden. Das hat am Ende weniger mit dem Ort an sich zu tun, als vielmehr damit, was dort in Sachen Kunst neuerdings feilgeboten wird. Die zweite Vernissage der Albert Baake Galerie, die mit einer Travestie-Solo-Show über die Bühne ging, hätte es deutlicher nicht machen können: In der Mittelstraße 30 herrscht in Punkto Geschmack und Präsentation von Gegenwartskunst ein völlig neuer Ton. Ob und inwiefern das neue Programm in Potsdam Fuß fassen kann, werden die Besucher selbst entscheiden.

Vorbei an dem Herrn von der Security, der während der Ausstellungseröffnung unauffällig neben dem Galerieeingang postiert ist, geht es rein in die neu bespielten Hallen, die sich vom Gesamtbild wie ein aufgeklappter Bauchladen präsentieren. Gleich im Entree ein üppiges Aufgebot echter Udo Lindenberg-Werke! In Sachen Kunst ist der kultige Rock-Barde ein Spätberufener. Ausgehend von ersten Malereien mit Eierlikör haben sich seine anfänglichen Likörelle immerhin längst zu echten Aquarellen und Acrylbildern gemausert. Stilistisch bewegt sich das Ganze auf der Ebene selbstironischer Cartoons der Marke „Süsse kleine Angie – das Merkel ich mir“. Weiter geht es bei Baake mit den nicht weniger farbexplosiven Bildschöpfungen von Elvira Bach. In den 80er Jahren zu der Gruppe der „Neuen Wilden“ gehörend, kreist die Berliner Künstlerin motivisch immer ausschließlicher um Variationen zu Frau und Weiblichkeit. Das Thema der „Großen Diven“, das im Fokus der aktuellen Ausstellung bei Albert Baake steht, liegt im Falle Elvira Bachs quasi auf der Hand. In Baakes Ausstellungspanorama ist die bekannte Malerin das erste Mal mit von der Partie. Aushängeschilder aus der Sicht des Galeristen sind Riesenformate auf gebürstetem Aluminium von Devin Miles.

Den 1961 in Krefeld geborenen Künstler preist Baake als Shooting-Star der deutschen „Pop-Art“. Miles hat die Konterfeis von Audrey Hepburn, Marilyn Monroe, Marlene Dietrich und anderen in einer Symbiose von Siebdruck und Malerei auf Stahlplatte gebracht. Die legendären Schönheiten werden vom Künstler zu einem stereotypen Abglanz ihrer selbst eingedampft. Es fällt nicht gerade leicht zu glauben, dass es hierfür dankbare Abnehmer gibt. Um gute Geschäfte ist Jung-Galerist Baake, zuvor langjähriger Marketing-Leiter einer amerikanischen Firma, jedoch nach eigenem Bekunden nicht verlegen. Doch das Profil seines noch im Aufbau begriffenes Galerieprogramm lässt sich bislang nicht näher bestimmen. Die sogenannten „Pappies“ der am Bodensee erfolgreichen Malerin Ute Kledt fallen trozdem durchaus befriedigend auf. Als Bildträger der für die Ausstellung geschaffenen Diven-Bildnisse dienen der Künstlerin jene Papptellerchen, von denen man gern schon mal ein heißes Würstchen isst. Der barock geschwungene Rahmen ist hier ja praktischerweise von jeher gleich mit dabei.

Exklusiv zur Ausstellungseröffnung gab es mit dem „DNP“ – dem Divenniedrigpreis – einen großzügigen Rabatt auf sämtliche Werke, angefangen von den vergleichsweise ohnehin erschwinglichen Pappies bis hin zu den malerischen Kostproben von Galerist Baake selbst. Zum Sahnehäubchen dieses ungewöhnlichen Kunstbasars wurden für das Vernissagenpublikum die Divengesänge der „Diseuse“ Dieter Rita Scholl. Auch boten die mit Verve vorgetragenen Chansons und Texte eine willkommene Ablenkung vom Anblick der Galeriewände, vom Boden bis zur Decke mit Kunst und Echtheitszertifikaten tapeziert. Roter Teppichplüsch, Stickereibildchen und James Rizzis New-York-Bilder im Tutti Frutti-Look sorgen für weiteren Budenzauber und hinterlassen leichten Schwindel, wenn man dies Kunstkarussell wieder verlässt. Almut Andreae

Öffnungszeiten der Albert Baake Galerie: täglich, außer dienstags 12-20 Uhr, Mittelstr. 30

Almut Andreae

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