Kultur: Dowland auf der Werkbank
John Dowlands „A Dream“ auf der Laute, während an der Wand links eine Uhr laut tickt und die Werkbank rechts für einige Gäste als Sitzbank dient. Ein Kammerkonzert zu erleben, wo Instrumente hergestellt werden, garantiert ungewöhnliche aber trotzdem reizvolle Rahmenbedingungen.
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John Dowlands „A Dream“ auf der Laute, während an der Wand links eine Uhr laut tickt und die Werkbank rechts für einige Gäste als Sitzbank dient. Ein Kammerkonzert zu erleben, wo Instrumente hergestellt werden, garantiert ungewöhnliche aber trotzdem reizvolle Rahmenbedingungen. Der junge Potsdamer Geigenbauer Valentin Oelmüller hatte am Samstag in seine Werkstatt in der Jägerstraße zu einem Konzert geladen. In Berlin sind solche Werkstattkonzerte nichts Außergewöhnliches. In Potsdam betritt Oelmüller damit Neuland.
„Musik aus 200 Jahren (1530-1730)“ stand auf dem Programm. Mit Waltraut Gumz an der Gambe und David Leeuwarden an der Renaissancelaute und Chitarrone hatte auf dem kleinen Podest mit Mutter und Sohn ein musikalischer Familienbetrieb Platz genommen. Der 17-jährige David Leeuwarden will im Sommer an der Hochschule für Künste in Bremen vorspielen, um sich für einen der begehrten Studienplätze zu qualifizieren. Der Auftritt in Oelmüllers Werkstatt diente daher auch als Generalprobe.
Das gut einstündige Konzert bot neben dem Zusammenspiel von Gambe und Laute auch Solostücke, wobei die von David Leeuwarden auf Renaissancelaute und Chitarrone gespielten am überzeugendsten waren. Seine Interpretationen von Francesco da Milanos Fantasia und Ricerca zeigten ein erstaunliches Niveau. Mit Dowlands „Prelude“ und „A Dream“, doch vor allem mit Girolamo Kapsbergers „Toccata Nr. 4“ fand David Leeuwarden dann einen fein-lyrischen Ton, der diese Stücke regelrecht atmen ließ.
Anfängliche Schwierigkeiten in den Fantasien von Orlando Gibbons und das gehetzte und stellenweise technisch missglückte „Prelude“ und „Division upon a ground“ von Christopher Simpson, ließ Waltraut Gumz schnell mit Johann Schops „Lachrimae Pavan“ vergessen. Hier war sie, auf einer Altgambe aus der Werkstatt von Oelmüller, ganz bei sich, zurückhaltend begleitet von Sohn David Leeuwarden. Bei Telemanns „Andante“ und „Vivace“ aus der Sonate D-Dur für Gambe Solo übte Waltraut Gumz streckenweise zu große Zurückhaltung, hätte man sich hier einen etwas beherzteren Zugriff gewünscht, der der Musik mehr Form und Farbigkeit gegeben hätte.
Am Ende dann langanhaltender Applaus für diese musikalische Zeitreise in ungewohnter aber angenehmer Umgebung. Im April soll das nächste Konzert stattfinden. Die Werkstatt von Valentin Oelmüller wird dann wohl wieder richtig voll sein. Dirk Becker
Dirk Becker
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