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Kultur: Drake, Dowland und Frederikson Das Ensemble Phoenix Munich im Nikolaisaal
Anfang 20 war Joel Frederiksen, als er zum ersten Mal die Musik von Nick Drake hörte. Da war der britische Sänger und Gitarrist schon acht Jahre tot, gestorben im Alter von 26 Jahren an einer Überdosis Antidepressiva.
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Anfang 20 war Joel Frederiksen, als er zum ersten Mal die Musik von Nick Drake hörte. Da war der britische Sänger und Gitarrist schon acht Jahre tot, gestorben im Alter von 26 Jahren an einer Überdosis Antidepressiva. Frederiksen, der damals noch Gitarre spielte, nahm sich der Musik von Drake an, spielte und sang Lieder wie „Time has told me“ und „Pink Moon“. Dann entdeckte Frederiksen im Studium mit John Dowland, Thomas Campion und Michael Cavendish die Komponisten englischer Lautenmusik der Spätrenaissance. Und es dauerte nicht lange, bis er die Gitarre aus der Hand legte und sich fast ausschließlich nur noch der Laute widmete. Je tiefer Joel Frederiksen in den reichen Kosmos der Lautenmusik eintauchte, umso mehr verschwand Nick Drake aus seinem Blickfeld. Doch immer, wenn er mal wieder die Gitarre zur Hand nahm und die Lieder des viel zu früh Verstorbenen spielte, spürte er wieder deren Unmittelbarkeit.
Dann, im Jahr 2000, entdeckte er Nick Drake aufs Neue, als er dessen „Pink Moon“ ausgerechnet im Kino bei einer Autowerbung hörte. Vor zwei Jahren veröffentlichte Joel Frederiksen mit seinem Ensemble Phoenix Munich das Album „Requiem for a Pink Moon“ (Harmonia Mundi), eine ganz persönliche Verbeugung vor Drake und den englischen Lautenisten. Am morgigen Freitag sind Joel Frederiksen und seine Musiker mit ihrem „Elizabethan Tribute to Nick Drake“ im Foyer des Nikolaisaals zu erleben.
Die Melancholie ist das verbindende Element zwischen der Musik von Nick Drake und den elisabethanischen Komponisten John Dowland, Thomas Campion und Michael Cavendish. Und mit feinem Gespür zeigt Frederiksen dieses verbindende Element auf „Requiem for a Pink Moon“ immer wieder auf. Klar, spiel- und klangschön, tieftraurig und gleichzeitig so erhebend und beglückend. Sparsam die Instrumentalisierung mit Laute und Gambe, Theorbe und Percussion. Und über allem Frederiksens herrlich tiefer Gesang, bereichert und förmlich zum Strahlen gebracht durch den Tenor von Timothy Leigh Evans. Eine Totenmesse, die spielend leicht Hunderte Jahre überspringt und selbst schon wie ein Klassiker wirkt. Dirk Becker
Joel Frederiksen mit seinem Ensemble Phoenix Munich am morgigen Freitag, 20 Uhr, im Foyer des Nikolaisaals in der Wilhelm-Staab-Straße 10/11. Der Eintritt kostet 15 Euro
Dirk Becker
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