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Im Glitzeranzug. Jeffery Moore, Robert Puls und Bradley Kok (v. l.).

© promo

Pothead in der Arena mit neuem Programm: Drei Golden Boys

Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen. Das Jahr könnte wirklich besser laufen für Pothead, eine Krise jagt die nächste.

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Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen. Das Jahr könnte wirklich besser laufen für Pothead, eine Krise jagt die nächste. Im März bricht sich Schlagzeuger Robert Puls bei einem bösen Fahrradunfall beide Hände. Ein halbes Jahr kann er nicht spielen, ein Ersatz muss her. Dabei war schon Puls seinerzeit als Ersatz gekommen – für Nicolaj Gogow, der sich damals einen komplizierten Fußbruch zugezogen hatte. „Es ist wie in dem Film Spinal Tap“, sagt Brad. In dem Musikfilm über eine krisengeplagte Heavy-Metal-Band sterben die Schlagzeuger allesamt einen frühzeitigen Tod. Wäre echt schade, sagt Gitarrist Brad, „der Robert ist wirklich ein netter Kerl und er spielt so schön stringent vorwärts“.

Jetzt ist der Schlagzeuger wieder fit, das Konzert am Samstag in der Waschhausarena gesichert. Nur das von den Fans heiß erwartete neue Album – es wäre das 19. – ist nicht da. Denn, zweite Baustelle: Statt ein Album einzuspielen, ziehen sie gerade mit ihrem Büro um, zu dem ihre eigene Plattenfirma und das Merchandising gehört, sämtliche Fanartikel von T-Shirts, Mützen, Poster oder Buttons stellen sie selber her, Jeff ist der Grafiker hinter dem 50er-Jahre Design und Brad sitzt schon mal an der Stickmaschine. „Wir sind so k.o. vom Kistenschleppen“, sagt der Gitarrist zum Umzugsgeschehen. Schuld sei die Immobilienblase, findet er, alle können den Hals nicht voll genug kriegen und sie bekamen eine saftige Mieterhöhung auf den Tisch. Dann lieber was Neues.

Glück im Unglück: Sie ziehen in dasselbe Gebäude wie ihr Studio, das sie in den letzten Jahren Stück für Stück in eigener Handarbeit ausgebaut haben. „Wir haben aber in einen Toningenieur investiert und so lange gefummelt, bis wir zufrieden waren“, sagt Brad. Im kommenden Jahr sollen dort endlich die neuen Songs aufgenommen werden. „Sie sind ja alle schon fertig, in meinem Kopf“, sagt Brad.

Die Männer sind zäh. So kennt man sie, sie haben sich im Nachwendeberlin durchgebissen und wurden zu einer festen Größe unter den Berliner Bands. Vielleicht auch, weil sie sich nie ablenken ließen, sich nie verzettelten im Stil-Kosmos. Bradley Kok und Jeffery Moore, wie sie richtig heißen, lernten sich in Seattle kennen, wanderten zusammen nach Europa aus und machen seitdem einfach ihr Ding: Gitarre, Bass, unverwechselbare Gesangsstimmen und Texte von politisch bis Blödelei. Bis heute ein starker Sound, den es so eben nicht noch mal gibt und der damals, Mitte der Neunziger, schnell eine kleine, aber stetige Fangemeinde ansprach. Was wechselte, waren die Schlagzeuger, Sebastian Meyer war der erste, der lange blieb. Und fast alle Alben einspielte.

Für die traditionellen Herbst-Winter-Konzerte haben Pothead jetzt ein paar alte Songs rausgeholt, die sie nun erstmals live spielen. Zum Beispiel „Valley of Fire“, „Burning Bridges“, „Catch 22“ und „Year of the Rat“, zwei lockere Rocknummern vom 2009er Album „Pot of Gold“. Gold ist auch das Motto der jetzigen Tour. Extra dafür haben sich die Männer, auf der Bühne bekennende Anzugträger, golden-glitzernde Anzüge besorgt, für alle drei. „Hat Jeff irgendwo im Internet gefunden“, sagt Brad ergeben. Pothead sind bekannt für ihre reduzierte Bühnenshow, kein Rumgehampel, keine Freakshow, stattdessen ruhen die stets gut gekleideten Herren in sich selbst.

„Ich freue mich immer auf die Konzerte in Potsdam“, sagt Brad, vor allem wegen der tollen Akustik der Halle. In der Arena ist der Sound satt und trocken, da macht es Spaß zu spielen. Die Besucher kommen von weit her, und für Berliner, deren eigene Pothead-Konzerte in der Regel schnell ausverkauft sind, ist der Termin hinter der Stadtgrenze ein Geheimtipp.

Bis dahin wollen sie unfallfrei bleiben. „Ich fahre ja auch viel Fahrrad und ich glaube, ich werde mir jetzt mal einen Helm kaufen“, sagt Brad. Steffi Pyanoe

Pothead am heutigen Samstag, 14. Oktober, um 21 Uhr in der Waschhaus-Arena, Schiffbauergasse. Karten kosten 22 Euro

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