Kultur: Drei Sorglos-Versionen
Galerie Bauscher in der Babelsberger Rosa-Luxemburg-Straße ganz positiv
Stand:
Wenn man in Potsdam eine Ausstellung organisiert, liegt das vom Alten Fritz ausgerufene Sanssouci-Motto eigentlich immer ganz nahe, obwohl es sich nicht gerade häufig in der Stimmungslage der Bevölkerung ausdrückt. Umso wichtiger, daran zu erinnern und auch mit Kunst die schwere Last von den Schultern sorgengeplagter Menschen zu nehmen, so dass sie zumindest für die Dauer des Besuchs einer Ausstellung ihren Gram gar nicht mehr spüren.
Die Galerie Bauscher im verwunschenen Adenauer-Haus in Babelsberg versucht sich nun in der Kunst, Sorglosigkeit zu verbreiten, und sie kommt damit schon ganz schön weit. Begrüßt wird der noch etwas die Schultern hängen lassende Besucher von dekorativen, großflächig bemalten und mit Kreisen, Triangeln und linienartig skizzierten Häusern versehene Arbeiten der 1954 in Münster geborenen Ulrike Hogrebe. Diese zeigen im kleinen und im großen Format eine klare, wieder erkennbare Formensprache und bedienen sich der Aufteilung der Bildfläche in einzelne Segmente. Den einzelnen so entstehenden Bildflächen wird eine bestimmte Hintergrundfarbe zugeordnet, gelb, braun, dunkel- und hellblau, grün und ocker, als würden in einem Buch verschiedene Kapitel aufgeschlagen.
Darüber gibt es feine Strichzeichnungen, mit denen diese Flächentrennung wieder aufgehoben wird: In „Blick in Nachbarsgarten“ verlaufen die Linien von der rechtseitig sich über die Farbflächen erhebenden runden Brille nach links zum Haus, das auf gelbem Grund das Interesse auf sich zieht. Und wer wäre nicht schon mal nach einem solch verbotenen Blick richtig froh gewesen, und auch deshalb sorglos, weil sich in oder hinter Nachbars Garten vielleicht noch mehr Sorgen verbergen als im eigenen Gefilde?
Die 1947 in London geborene und in Berlin lebende Marilyn Green hat sich gleich nach Sanssouci begeben, um dort die Sorgenfreiheit zu finden. Ihre Arbeiten „Sommersinfonie“ und „Orangerie“ lassen die Treppen im Park zu fließenden, flirrenden Arrangements werden, die gleichzeitig Lebendigkeit, Sonnenlicht und weiche, mühelose Bewegungen ausstrahlen. Auf der Grenze zwischen Abstraktion und Konkretion schwebt im Wiedererkennen der arkadischen Landschaft scheinbar sorglos die Seele, die bei weiterer Betrachtung Flügel bekommt. Oder sich ganz und gar in diese mühelos hingeworfenen Acryl- und Ölmalereien versenkt. Tiefer und dunkler sind die umrahmenden Farben, die das fröhliche Gelb, in das die Weinbergterrassen gegossen sind, zu einem Fluss werden lassen, der nicht die Weinseligkeit meint, sondern tatsächlich die Leichtigkeit des Seins. Auch wenn das manchmal von der Melancholie der hiesigen Landschaft (so in „Königsweg“) ein bisschen gebremst wird, schafft die Malerin die Synthese zwischen der deutschen Schwermut und sommerlicher Spielerei. Ihre Blumenbilder erlauben es sogar, den gesamten Duft des ausgehenden Sommers zu gewärtigen.
Und ganz unbeschwert kommt J. Gustav Haase daher, der mit seinen an Klee erinnernden Werken den Hauptraum füllt. Die großformatigen Malereien werden von Holzplastiken flankiert, die wie kleine, verspielte Soldaten Wache halten und es dabei nicht so ernst nehmen mit ihrer Pflicht. „Big Band“ und „Grachtenstele“ heißen sie und sehen sich doch sehr ähnlich. Ganz groß – nicht nur im Format – das licht- und etwas dunkler grüne „Greengarden“. Links oben und rechts unten von einem tiefgrünen Winkel eingerahmt, eröffnet sich zur Mitte hin ein hellgelbes Beet, in dem man förmlich, dürften sie es, Kinder herumspringen sieht. Hier sind wirkliche Harmonie und Leichtigkeit eine fröhliche Synthese eingegangen.
Dass J. Gustav Haase gerne spielt, ist den Arbeiten „Verschiedene Arten, einen Hund zu malen“ und „Woodoo“ anzusehen, die mit kräftigen Farben ordentlichen Witz zelebrieren. So gefüllt von Sorglosigkeit scheint die ganze Villa ein wenig zu kichern, und wer es gerade schwer hat, kann sich dort die garantiert richtige Arznei abholen. Lore Bardens
Bis 10.11., Rosa-Luxemburg-Str.40, Mi-Fr 12-18, Sa 12-16 Uhr.
Lore Bardens
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