Kultur: Drogenträume in der Mauerstadt „Tod den Hippies! Es lebe der Punk!“ im Thalia
Ruhelos, umtreiberisch, immer auf der Suche nach dem nächsten Kick – so richtig zur Ruhe kommen die Protagonisten in Oskar Roehlers neustem Film „Tod den Hippies! Es lebe der Punk!
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Ruhelos, umtreiberisch, immer auf der Suche nach dem nächsten Kick – so richtig zur Ruhe kommen die Protagonisten in Oskar Roehlers neustem Film „Tod den Hippies! Es lebe der Punk!“ nicht. Sollen und vor allen Dingen wollen sie auch gar nicht, schließlich erzählt der Film, der am Montagabend in Anwesenheit des Produzenten Stefan Arndt sowie der Schauspieler Emilia Schüle und Frederick Lau vorgestellt wurde, die Geschichte eines jungen Möchtergernschriftstellers, der in Westberlin auf den großen Durchbruch hofft.
Genervt von all den Hippies flüchtet Robert (Tom Schilling) zu seinem Kumpel Schwarz (Wilson Gonzalez Ochsenknecht) nach Berlin. Dort fängt er als Mädchen für alles in dessen Sexklub an, lernt dabei die junge Amerikanerin Sanja (Emilia Schüle) kennen und lieben und tingelt mit Schwarz durch die Berliner Nächte. Auf einem solchen Trip trifft er auch seinen alten Schulkumpanen Gries (Frederick Lau) wieder, der versucht, sein Leben als schwuler Nazi auf die Reihe zu bekommen. Und während er mit seiner Sanja schon Zukunftspläne schmiedet und mit Schwarz versucht, einen Drogenring aufzubauen, muss er sich nebenbei auch noch mit seinen paranoiden Eltern (herrlich: Hannelore Hoger und Samuel Finzi) herumschlagen.
Es ist ein bunt gemixter, mit lauter zeitgenössischen Anspielungen gespickter Film, den Roehler mit „Tod den Hippies! Es lebe der Punk!“ liefert. Wie in der „Unberührbaren“ spielen auch in „Tod den Hippies!“ Roehlers Schriftsteller-Eltern Schlüsselrollen. Noch in seinem letzten autobiografischen Film „Quellen des Lebens“ hat Oskar Roehler sich schwer an seinem Schicksal abgearbeitet, ein ungeliebtes Kind gewesen zu sein. Jetzt scheint er darüber lachen zu können.
„Er ist einer der wenigen, der noch authentische eigene Geschichten erzählt“, sagte Produzent Stefan Arndt. Das sei auch der Grund dafür, dass er so oft mit ihm zusammenarbeite, was nicht unbedingt unanstrengend, aber doch immer eine tolle Erfahrung sei. Das bestätigten auch Schüle und Lau, die gestanden, dass das Bier am Set durchaus die eine oder andere Szene verbessert hätte. So entstand beispielsweise die Idee, dem Charakter Gries ein Hakenkreuz in sein Brusthaar zu rasieren, in feuchtfröhlichen Stunden. Allerdings verfolgte die Szene den Schauspieler noch lange, wie er erzählte. „Ich hatte Albträume, dass ich mit der rasierten Brust im Schwimmbad bin und allen erklären muss, dass ich das nur für eine Rolle gemacht hätte“, so Lau.
Für ihre Rolle in „Tod den Hippies! Es lebe der Punk!“ habe sie Milieustudien betrieben, sagte Schauspielerin Emilia Schüle im Gespräch. So habe sie sich mit einem Ex-Junkie getroffen, der ihr gezeigt hätte, wie man eine Spritze richtig setze. „Die waren natürlich im Film nicht echt“, fügte sie schnell hinzu. „Aber es hat geholfen, sich in die Rolle einzufinden.“ Und letztendlich sind die stark gezeichneten, stets etwas skurrilen Charaktere auch die Stärke des Films, der sich ansonsten oft im eigenen Chaos verliert.
Sarah Kugler/Christian Schröder
„Tod den Hipies! Es lebe der Punk!“ läuft ab morgigem Donnerstag täglich im Thalia Kino, Rudolf-Breitscheid-Straße 50
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