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„In Gärten gelesen“ im Waldgarten Rietzer Berg: Durch verzaubertes Gelände

Die Reihe "In Gärten gelesen", gegründet von Klaus Büstrin, wird im nächsten Jahr nicht weitergeführt. Ein Sommernachtstraum war die Lesung am Rietzer Berg aber doch.

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Der Rietzer Berg ist, wie es sich für einen Waldgarten gehört, gar nicht leicht zu finden. Ist man in Schmerzke oder Wust angelangt, hat man den Abzweig schon versäumt. Doch zum Glück hat man dort bereits von den Umtrieben des Kunstvereins am Rietzer Berg gehört und weist freundlich den Weg. Schon aus der Ferne sah man am Freitagabend dort unzählige Autos, die den Feldrand säumten: ein unwirkliches Bild. Unwirklich auch die Gefilde des 36 Quadratmeter großen Waldgartens: ein umwaldetes Bächlein, die Spielstätte eine grasbewachsene Senke unter einem langen Holzdach. Etwa 200 Zuschauer drängten sich hier in improvisierten Reihen zusammen. „Ein Sommernachtstraum!“, verkündeten die vier Sprecher den Titel der Lesung. „Nehmen Sie Ihre Stühle mit!“, rief der als Waldgeist maskierte Vereinsvorsitzende Jens Boedeker noch. Und dann los.

Gelesen wurde nicht Shakespeare, sondern die so knappe wie erquickliche Erzählfassung Franz Fühmanns, die er für Kinder aufgeschrieben hat. Die klare Sprache, die erzählerischen Passagen straffen das Geschehen und sorgen dafür, dass sich der verworrenen Handlung um zwei Paare, die sich nachts im Athener Stadtwald dank der Einmischung lokaler Zauberwesen ordentlich in die Haare kommen, gut folgen ließ. Die Cottbuser Schauspielerin Corinna Breite sprach die „große, schlanke Helena“, Oliver Breite den von Helena begehrten „schwarzen Demeter“ sowie den traurig-komischen Handwerker Zettel, der eine Nacht lang glauben darf, er sei der Liebe einer Feenkönigin würdig. Die Brandenburger Schauspielerin und Leiterin des dortigen Jugendtheaters, Christiane Ziehl, stieß als „die kleine, dralle Hermia“ spitze Schreie aus und gab den Waldgeist Puck mit diebischer Freude. Ziehls Zögling Lucas Weißbach aus dem Brandenburger Jugendtheater las den „blonden Lockenkopf“ Lysander, den Liebsten Hermias, ironisch immer wieder auf sein eigenes, haarloses Haupt verweisend.

Zwischendurch stapfte das Publikum selbst wie glückselig verlorene Stadtkinder durchs hohe Gras des Waldgartens: vom „Holzdach“ über die „Sonnenwiese“ zum Gemüsegarten und zurück. Die Stühle dabei immer unterm Arm, nicht nur klaglos, sondern äußerst willig. Begleiter bei diesen Umzügen war Mendelssohns „Sommernachtstraum“, aus Lautsprechern über die Wiesen schallend. Und es begegneten einem dabei menschliche Standbilder, die das eben Gehörte illustrierten: eine schlafende Feenkönigin, später keifende Athener Mädchen oder eselohrige Handwerker. Dargestellt wurden diese Wandel-Bilder von Mitgliedern des Kunstvereins Rietzer Berg. Ein kluger Kunstkniff von Spielleiterin Christiane Ziehl, der aus dem Abend weit mehr machte als die angekündigte Lesung.

Was in diesem Jahr eine Kooperation mit dem Brandenburger Theater war, soll es im nächsten Jahr so nicht mehr geben: Katja Lebelt, die neue künstlerische Leiterin des Theaters, hat angekündigt, die seit 15 bestehende Reihe „In Gärten gelesen“ nicht mehr weiterführen zu wollen. Wobei zu berichten ist, dass auch sie in dieser Nacht durchs Gelände streifte, und dabei nicht weniger verzaubert von Ort und Märchen wirkte als alle anderen. Am 12. August wird Gründer Klaus Büstrin im Garten der BRB-Bank seinen Ausstand geben. 

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