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Kultur: Dynamik und Gefühl

Chor der Volkssolidarität sang in der Angerkirche

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Gabriele Tschache ist eine exzellente Chordirigentin. Sie kann mit quellfrischen sowie mit reifen Stimmen trefflich umgehen. Erfolgreich arbeitet sie seit vielen Jahren in Potsdam mit Kinder- und Jugendchören, vor allem mit dem Jungen Vocalensemble. Seit kurzem hat sie auch den Gemischten Chor der Volkssolidarität Potsdam-Babelsberg unter ihren Fittichen. Am vergangenen Freitag gestalteten die rund 30 Sängerinnen und Sänger in der Alten Neuendorfer Kirche in Babelsberg ihr sehr gut besuchtes traditionelles Adventskonzert.

Gabriele Tschache, Nachfolgerin von Chorleiter Manfred, hat einen weitgehend homogenen Chorklang erreicht, in dem sie sehr behutsam mit den einzelnen Stimmgruppen zu arbeiten versteht. Da natürlicherweise bei Senioren die Singstimmen nicht immer wie gewünscht gehorchen wollen, muss man Chorsätze auswählen, die den Anforderungen der sängerischen Möglichkeiten entsprechen. Und dies versteht Gabriele Tschache immer wieder bestens zu bewerkstelligen. So treibt sie beispielsweise die Sopranistinnen nicht in für sie unangenehme Höhen. Und für manchen Chorsatz hat sie wohl eine vom Original abweichende Fassung benutzt, die Stimmen transponiert. Dadurch konnte ein ganz natürlicher Klang fast ohne Vibrato entstehen, dem es auch an Wärme und Weichheit nicht fehlte. Durch die eingebaute Empore ist eine gute Akustik in der Kirche erreicht worden, die es zudem den Stimmen leichter macht, sich zu entfalten.

Die 160 Zuhörerinnen und Zuhörer erlebten in der Angerkirche ein Programm, das ganz nach ihrem Geschmack war. Da waren alte und vertraute Weisen wie „Tochter Zion, freue dich“ von Georg Friedrich Händel, der Quempas oder „Maria durch ein Dornwald ging“ aus dem 15. bzw. 17. Jahrhundert, „Es ist ein Ros“ entsprungen“ von Michael Praetorius zu hören. Auch gelungene Weihnachts-Lieder aus DDR-Zeiten wurden gesungen. Mit Andacht und auch mit Fröhlichkeit interpretierte der kultiviert Chor diese Sätze.

Besonders gelangen ihm das amerikanische Lied „Der Trommler“ sowie ein kasachisches Wiegenlied, weil man hierbei vernahm, dass Gabriele Tschache auf Dynamik großen Wert legt. Mit Gefühl wurde gesungen, aber nie auf die Tränendrüse gedrückt. So mancher Chorsatz stammt von Manfred Pagels sowie von Reinhard Tschache, der an diesem Nachmittag für die Mitwirkenden am E-Piano eine großartige Unterstützung war.

In der Angerkirche konnte man eine frohe adventliche Stunde erleben, die neben dem Chorgesang auch solistische Darbietungen bereithielt, von den Sängerinnen Christa Göpfert und Gisela Kandele, von den Blockflötistinnen Ingeburg Henrich und Christa Karl, die zugleich auch kurzweilige weihnachtliche Geschichten vortrug. Gabriele Tschache lud die Konzertgäste immer wieder zum gemeinsamen Singen ein, was man natürlich gern wahrnahm.

Als beim Nikolauslied „Lasst uns froh und munter sein“ eine Strophe unterschlagen wurde, protestierte eine Zuhörerin. Und so musste „Wenn ich ausgeschlafen hab“ noch angehängt werden. Langer Beifall belohnte zum Schluss alle Mitwirkenden für eine bewegende Stunde, in der klar wurde, dass auch diese Sängerinnen und Sänger längst nicht zum „alten Eisen“ gehören. Klaus Büstrin

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