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Kultur: Eher leise und vieles sanft

Alte Weihnachtslieder neu in der Erlöserkirche

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Das Laute und Fetzige ist nicht die Sache Christian Steyers und des Berliner Solistenchores. Das Leise, Sanfte und Verinnerlichte bevorzugen sie in ihren Konzerten, mit denen sie sich auch in dieser Adventszeit auf Tournee begeben. Zwölf Veranstaltungen absolvieren die professionellen 20 Sängerinnen und Sänger mit ihrem Programm „Alte Weihnachtslieder neu“. Am Freitagabend gaben sie ein Konzert in der stimmungsvoll erleuchteten Erlöserkirche.

Aus der beeindruckenden Fülle von zumeist populären Weihnachtsliedern wählte Christian Steyer zehn Gesänge aus. Sie wollen das Christfest als Zeichen immer wieder erneuerter Hoffnungen in besonderer Weise unterstreichen. Wer einen Neuaufguss bekannter Chorsätze erwartete, lag falsch. Steyer hat den alten Melodien ein neues Kleid angezogen, nicht durchs Aufpeppen, sondern tief durchdrungen. Seine Neubearbeitungen sind allesamt sehr anspruchsvoll und künstlerisch auf hohem Niveau. Er hat sie förmlich zu seinen eigenen Liedern werden lassen. Mit klassischer musikalischer Fantasie, mit Swing und Gospel-Harmonien und -rhythmen, vielfältigen Improvisationen im Gesang, Klavier und Kontrabass wurden sie von ihm arrangiert. Als Komponist, Sänger und Schauspieler kann Christian Steyer seit Jahrzehnten große Erfolge für sich verbuchen. Am Potsdamer Hans Otto Theater hatte seine musikalische Mitwirkung an der Inszenierung von „Wolokolamsker Chaussee“ in den achtziger Jahren eine unauslöschliche Wirkung hinterlassen.

Die stimmlich großartigen Sängerinnen und Sänger des Berliner Solisten-Chores, die in diesem Weihnachtsprogramm nun zumeist auch als Solisten fungieren, benutzen dabei ihre Stimmen wie Instrumente. Mal klingen sie weicher, mal schärfer. Manchmal wird mitten im Vers, von einem zum nächsten Wort die Klangfarbe und die Stimmung geändert. Sie singen die bekannten Melodien immer entlang, ohne ihnen sklavisch zu folgen. Vielmehr hören sie auf die Wirkung der Worte und die Dynamik der kunstvollen musikalischen Bearbeitungen. Und immer werden sie mit viel Ausdruckskraft und Gefühl interpretiert. Insgesamt überwogen im Konzert die ruhigeren Lieder, ob mit „Es kommt ein Schiff geladen“, „Maria durch ein’ Dornwald ging“ oder „Ich steh an deiner Krippen hier“. Von der Stimmung her wirkte da manches zu sehr melancholisch. Da war nur wenig Weihnachtsjubel zu hören, den es doch vor allem geben soll. Erst bei „Kommet ihr Hirten“ und „Der Heiland ist geboren“ brach er durch.

Der stürmische Beifall des bewegten Publikums für Christian Steyer, der den Berliner Solistenchor zumeist vom Klavier aus mit sensibler Tongebung leitete, und für die Sängerinnen und Sängern veranlasste zu einer Zugabe mit dem ganz zärtlich gesungenen Choral „Es ist ein Ros entsprungen“. Klaus Büstrin

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