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Kultur: Ehre in Porzellan

Exponate und Themen der Ausstellung „Kaiserliche Geschenke“ (3) / Von Jörg Kirschstein

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In der Ausstellung „Aus allerhöchster Schatulle – Kaiserliche Geschenke“ des Potsdam-Museums werden noch bis zum 4. Januar 2009 über 100 Geschenke des letzten deutschen Kaisers und seiner Familie vorgestellt. In einer Serie stellen wir besondere Exponate und Themen der Ausstellung vor.

„Seine Majestät der Kaiser und König haben Allergnädigst geruht, die schleunigste Anfertigung von 6 Vasen zu befehlen“, so heißt es in einem Schreiben des Ministeriums für Handel und Gewerbe, dem die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) als Institution unterstellt war. Die kostbaren Porzellanvasen erhielten auf jeder Seite das Porträt Wilhelms I. und Wilhelms II. Präzise wurde festgelegt, welche Photographie dem Porträt zu Grunde gelegt wird: „Seine Majestät in der Uniform des Garde-Husaren-Regiments darstellend, gefertigt von Schaarwächter“.

Man ging sogar soweit, dass die kaiserliche Uniform mit den daran befestigten Orden, dem ausführenden KPM-Maler im Berliner Schloss vorzulegen war. Aus den im Schreiben vom 11. 9. 1888 genannten Modellnummern geht hervor, dass es sich um verschiedene Varianten von Rokoko-Deckelvasen handelt, von denen auch ein Modell in der Ausstellung vertreten ist. Als Staats- und Ehrengeschenke sollten sie nach dem wechselvollen Verlauf des Drei-Kaiser-Jahres 1888 Kontinuität und dauerhaften Bestand der preußischen Monarchie signalisieren.

Vasen waren nicht nur Staatsageschenke, sondern auch beliebte Ehrengeschenke, welche alljährlich an ausgewählte Institutionen oder als Preise für Sportwettkämpfe verliehen wurden. Eindrucksvoll wird dies durch die Rokoko-Deckelvase belegt, die zweifellos zu den kostbarsten Kunstwerken der Sammlung Geller gehört.

Diese reich verzierte Vase ist als Preis für die Cowes-Regatta 1899 von Wilhelm II. gestiftet worden. Als begeisterter Marineanhänger hatte der deutsche Kaiser selbst mehrfach mit seinen Rennjachten an dieser renommierten britischen Segelregatta vor der Küste der Isle of Wight teilgenommen und auch des öfteren den begehrten „Cowes-Cup“ gewonnen. Auf Bitten der englischen Königin, er möchte doch nicht jedes Jahr auf „Staatsbesuch“ kommen, hatte Wilhelm II. jedoch später seine regelmäßige Teilnahme an diesen Wettkämpfen einstellen müssen.

Die Dekoration der Prachtvase mit Schilfhenkeln, Bandschleife und aufgelegten plastischen Blumen, deren Form vor 1786 entwickelt wurde und zu den bevorzugten Vasenmodellen der Kaiserzeit gehörte, verweist nachdrücklich auf den Stifter des Ehrenpreises, ohne dass dieser im Bildnis erscheint. Die Ansicht des königlichen Schlosses in Berlin und der deutsche Reichsadler auf der Vasenrückseite genügten als aussagekräftige Bildformeln.

Porzellane dieser Art entsprachen dem gesteigerten Repräsentationsbedürfnis des Kaiserhauses durch monumentale Formate, üppige Dekorationen und einen ins prunkhafte gewendeten Rokokostil, der sich durch eine Übertonung plastisch-dekorativer Elemente auszeichnete. Durch die Entwicklung einer neuen bildsamen Porzellanmasse gelang es, plastische Verzierungen frei mit der Hand zu modellieren und so für den Porzellangegenstand neue dekorative Möglichkeiten zu erschließen.

Der Autor ist Kurator der Ausstellung.

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