Kultur: Ein anderer Blick auf Luise
Kabinett-Ausstellung im Museum Alexandrowka zeigt Karikaturen zur Preußenkönigin
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Es sind keine derben Karikaturen, wie wir sie von heute kennen. Es ist politische Propaganda, die sich auf den fünf Blättern zeigt, die ab morgigen Sonntag in der Ausstellung „Luise, Zar und Teufel. Europäische Russlandbilder“ im Museum Alexandrowka zu sehen sind. Es ist zeitgenössisch französische Propaganda in Form von Karikaturen, auf denen Preußen und Russland vorgeführt werden. Und in diesem Zusammenhang auch Luise, die sogenannte „Königin der Herzen“, die hier als einflüsternde Staatsfrau und „martialische Amazone“ in Verhandlungen mit dem russischen Zaren gezeigt wird. Natürlich ist das immer nur ein verzerrtes Bild aus der gut geschmierten Propaganda-Maschine Napoleons. Aber dieser Stellenwert von Luise im europäischen Mächtekonzert um 1800 lässt dann doch einen anderen Blick auf die Ehefrau Friedrich Wilhelms III. zu.
Insgesamt 25 Blätter sind in der Ausstellung „Luise, Zar und Teufel. Europäische Russlandbilder“ zu sehen. Sie stammen aus der Sammlung Juristen Dimitrij Alexandrovitsch Rovinskij (1824-1895) der auf seinen zahlreichen Reisen durch Europa insgesamt 480 Kunstblätter zum Thema Russland zusammengetragen hat. Keine lose Blattsammlung, die von Launen und möglichen Schnäppchen für Rovinskij geprägt ist, sondern eine konzipierte Zusammentragung von europäischen Russlandbildern aus vier Jahrhunderten. In den vergangenen Jahren wurde diese Blattsammlung von Hermann Goltz, Direktor des Seminars Orthodoxe Kirchen an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Vorstandsmitglied des Lepsiushauses Potsdam, akribisch ausgewertet und die Ergebnisse in einem zweibändigen Katalog veröffentlicht.
Die 25 in Potsdam gezeigten Blätter geben kurze Einblicke in die vier Hauptschwerpunkte Porträts, Bildung, Wissenschaft und Karikaturen der Rovinskij-Sammlung. Faszinierende Bildwelten, bei denen vor allem die Details zum längeren Betrachten einladen. Denn wie so oft verstecken sich auch hier die schönsten und geistreichsten Anspielungen. D.B.
Die Ausstellung „Luise, Zar und Teufel. Europäische Russlandbilder“ wird am morgigen Sonntag, 15 Uhr, im Museum Alexandrowka, Russische Kolonie 2, eröffnet. Zur Eröffnung spricht Hermann Goltz
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