Kultur: Ein Fest für die Königin der Instrumente Konzert zum Jubiläum der Schuke-Orgel
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Potsdam kaum eine Orgel, die hohen künstlerischen Ansprüchen genügte. Nur die katholische Propsteikirche St.
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Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Potsdam kaum eine Orgel, die hohen künstlerischen Ansprüchen genügte. Nur die katholische Propsteikirche St. Peter und Paul mit ihrer Schuke-Orgel aus dem Jahre 1936 war da eine Ausnahme. Doch 1964, also vor 50 Jahren, sollte sich das Bild vor allem in einer evangelischen Kirche der Stadt ändern. Die neugotische Erlöserkirche in der Nansenstraße erhielt auf Initiative und Drängen des Kantors Friedrich Meinel, der damals seit sieben Jahren im Amt war, ein neues Instrument. Die alte Sauer-Orgel aus der Erbauungszeit der Kirche Ende des 19. Jahrhunderts präsentierte sich technisch und klanglich in keinem guten Zustand. Für einen Kirchenmusiker wie Meinel war das ein unhaltbarer Zustand. In dem damaligen Gemeindepfarrer Werner Michalsky fand der Kantor einen aktiven Mitstreiter. Er kümmerte sich vor allem darum, dass sich für einen Neubau genügend Geld in der Gemeindeschatulle befand. Die traditionsreiche Potsdamer Orgelbaufirma Schuke erhielt den Auftrag, eine neue „Königin“ zu bauen. Sie verfügt über 36 Register, drei Manuale, ein Pedalwerk und ist, wie es von dem Orgelbaumeister nicht anders zu erwarten war, dem neobarocken Klangideal verpflichtet.
Am kommenden Samstag, dem 13. September, wird zur 50. Wiederkehr der Inthronisierung der „Königin der Instrumente“ aus dem Hause Schuke ein musikalisches Fest der farbenreichen Klänge stattfinden: eine Orgelnacht. Friedrich Meinel hat für die Gestaltung sechs weitere Organisten Potsdams gewinnen können. Los geht es um 19 Uhr mit einer Orgelführung für Kinder und Jugendliche, anschließend wird Christina Schütz von der Stiftskirche Hermannswerder ein facettenreiches Kaleidoskop aus zu Klang gewordenen Noten für Kinder auf dem Instrument bereithalten. Ab 20.15 Uhr haben sich dann Björn O. Wiede, Joachim Walter, Andreas Zacher, Tobias Scheetz und Christian Deichstetter angesagt. Sie werden jeweils eine gute halbe Stunde die „Königin“ mit Händen und Füßen traktieren. Friedrich Meinel, dessen Musizieren auf der Schuke-Orgel legendär ist, spielt um 21.45 Uhr auf seinem Instrument Werke von Johann Sebastian Bach, Olivier Messiaen und Louis Vierne. Friedrich Meinel, der bis 1997 Kantor der Gemeinde war, hütete das Instrument wie seinen eigenen Augapfel. Als vor sechs Jahren eine Generalüberholung anstand, hat er unter anderem mit Benefizkonzerten und einer CD-Aufnahme dazu beigetragen, die Kosten, die die Kirchengemeinde zu tragen hatte, zu minimieren. Auch mit dem Eintritt in das Rentenalter betreut er als Organist musikalisch die Gottesdienste.
Nach der politischen Wende 1989 hat sich die Orgellandschaft in Potsdam dann verändert. Die meisten Kirchen sind heute zumeist mit wunderbaren Orgeln ausgestattet, die nicht nur ein liturgisches Spiel ermöglichen, sondern auf denen man Werke der Musikepochen von der Barockzeit über die Romantik bis zur Gegenwart bestens weidergeben kann. Vielfältige Konzerte geben dafür ein beredtes Beispiel. Potsdam ist eine Orgel-Stadt geworden. Die Schuke-Orgel in der Erlöserkirche gibt aber immer noch den Ton an. Klaus Büstrin
Orgelnacht am Samstag, dem 13. September, ab 19 Uhr in der Erlöserkirche in der Nansenstraße.
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