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Weinte der König hier bittere Tränen? Im Tempel der Freundschaft.

© Pfauder/SPSG

Kultur: Ein Gedicht in Stein

Siegreich – ja. Aber auch sentimental? Mit „Preußisch Grün“ auf Friedrichs Spuren

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Es geht auf die Achse der Macht. Zu Mars, dem Kriegsgott, oder Minerva, der Göttin des Sieges. Es gibt viele repräsentative Skulpturen auf diesem Weg zu sehen, der „Von Ägypten bis zu Preußens Gloria“ führt. So ist ein Spaziergang durch den Park von Sanssouci überschrieben, zu dem am kommenden Freitag die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in ihrer Reihe „Preußisch Grün“ einlädt. Vom Obelisk in der Schopenhauerstraße geht es zu beiden Seiten der Hauptallee bis hin zum Neuen Palais. Saskia Hüneke, Kustodin der Skulpturensammlung, und Jörg Wacker, Kustos für Gartendenkmalpflege, zeigen den Besuchern ein variantenreiches Bild von Friedrichs Garten: Auf einem Weg mit versteckten Heckenquartieren, romantisch sich schlängelnden Wegen und prächtigen Skulpturenrondellen.

„Während Friedrichs Küchengärten, wie der Marlygarten, Ananasgarten oder die Melonerie, etwas Stilles und Anheimelndes ausstrahlen und wie eine Achse der Erkenntnis wirken, verewigte sich Friedrich der Große auf der Hauptallee – die erst nach dem Siebenjährigen Krieg von einer Nebenallee zur Hauptachse aufrückte – als Ruhm- und Machtmensch“, so Jörg Wacker beim Pressegespräch am gestrigen Mittwoch.

Doch die Reihe „Preußisch Grün“ möchte es nicht allein mit diesem derzeit in allen Ausstellungen beschworenen Geist der Macht bewenden lassen. Nur eine Woche später, am Freitag, dem 27. Juli, geht es auf Spurensuche nach Friedrich, dem Sentimentalen. Zu finden sind sie vor allem in den Gartenarchitekturen des Antiken- und Freundschaftstempels.

Wie Alfred Hagemann, Kurator der Ausstellung „Friederisiko. Friedrich der Große“, erzählt, sei der Freundschaftstempel ein gebautes Gedicht aus Stein. Verse von Voltaire inspirierten Friedrich II. zu diesem luftigen Bau aus Carrara-Marmor als Kontrast zum Prunk des Hofes, dem Ort der Intrige und der politischen Heirat. Dieser Tempel sollte sich davon absetzen und ihm als Ort der Wahrheit dienen. „Ich komme oft hierher, um bittere Tränen zu vergießen“, hat der König an Voltaire geschrieben; „was man vielleicht nicht unbedingt wörtlich nehmen sollte“, so Hagemann. Aber Friedrich suchte offensichtlich auf seinen täglichen Ausritten und Spaziergängen einen Ort zum Innehalten, einen Ort der Erinnerung. Denn die wahre Freundschaft habe er nur in der Jugend gefunden. Nun sei er einsam und allein, schrieb der betagte Monarch an Voltaire, dem Dichter, den er am meisten liebte und hasste. „Dieser Tempel ist eine Riesengeste, um seine Freundschaft zu Voltaire auch für die Außenwelt in Stein zu meißeln“, so Hagemann. Aber auch seine Lieblingsschwester Wilhelmine thront dort lebensgroß in Marmor: sehr würdevoll und gleichzeitig sehr menschlich. Nachsinnend schaut sie in die Natur. Das Buch lässt sie für einen Moment auf den Schoß sinken. Gerade durch die Literatur und ihr Ideal von der Natur seien die Geschwister in enger Verbindung gewesen, betont der Kurator. Zur Beantwortung der Frage „Sentimentalität bei Friedrich?“ führt er gemeinsam mit Gerd Schurig, Kustos für Gartendenkmalpflege, auf die abendliche Promenade in den Parkbereich am Neuen Palais und schließlich zum Freundschaftstempel. „Freundschaft hatte für Friedrich immer auch etwas mit einer Botschaft nach außen zu tun, sonst hätte er auch diesen Tempel nicht so offenherzig ins Freie gestellt“, erklärt der Kurator.

Über seine mehr oder weniger stark ausgeprägten freundschaftlichen Gefühle geben am besten die Briefe Friedrichs Auskunft. Und daraus wird Klaus Büstrin lesen. Während sich Friedrich in seiner Korrespondenz mit Voltaire im Französischen spreizen konnte, ging es in den Briefen an seinen Kammerdiener und Vertrauten Fredersdorf viel direkter und schlichter zur Sache. Diese Briefe schrieb er auf Deutsch, was nicht gerade seine Stärke war. Aber sie zeugen von seinem ungeschminktesten Verhältnis. Und so notierte er: „Ich hab dir lieb“.Heidi Jäger

„Von Ägypten bis zu Preußens Gloria“,

Erkundungen rechts und links der Hauptallee, am Freitag, 20. Juli, 19 Uhr, Treffpunkt Obelisk, Schopenhauerstraße

„Sentimentalität bei Friedrich?“, unterwegs zwischen Freundschafts- und Antikentempel, am Freitag, 27. Juli, 19 Uhr, Treffpunkt temporärer Besucherempfang vor dem Neuen Palais.

Eintritt jeweils 15/ ermäßigt 12 Euro

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