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Kultur: Ein Geschenk für Potsdam

Nach zwei Jahren Arbeit hat der Potsdamer Ullmann-Verlag einen Bildband über Potsdam herausgebracht: ein Buch wie ein ganz besonderer Spaziergang

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Wenn Politiker sich bei kulturellen Veranstaltungen äußern, ist immer Vorsicht geboten. Denn allzu oft merkt man ihren Worten sehr deutlich an, dass da gerade eine Pflichtübung absolviert wird. Doch so wie Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs am gestrigen Donnerstag über einen neuen Bildband aus dem Potsdamer Verlagshaus Ullmann sprach, kam selbst der kritischste Zuhörer nicht umhin zuzugeben, dass da einer mit ehrlicher Begeisterung sprach. Und als Jakobs sagte, dass dieser neue Bildband grandios und beste Werbung für Potsdam sei, klang das nicht nach den üblichen Plattitüden. Denn Jann Jakobs hat recht.

Schlicht mit „Potsdam“ ist dieser Bildband betitelt. Das ist aber auch das Einzige, das an diesem Buch schlicht genannt werden kann. 444 Seiten umfasst der Bildband, der mit zwei unterschiedlichen Covern in den Handel kommt. Entweder der Käufer entscheidet sich für den potsdamtypischen Blick auf die Terrassen und das Schloss Sanssouci oder für eine Detailaufnahme aus dem Grünen Lackkabinett der Neuen Kammern. Zwei Bildmotive, in der sich auch das Konzept von „Potsdam“ widerspiegelt: eine gelungene Mischung aus Gesamt- und Detailaufnahmen. Doch wer mit diesem Buch unterm Arm die Stadt spazierend erkunden möchte, wird schnell an seine Grenzen stoßen. Weniger wegen des Großformats des Bildbandes, sondern wegen des Gewichts von fünf Kilogramm. Aber dafür ist dieses Buch nicht gedacht.

„Potsdam XXL“, wie Verleger Herbert Ullmann den Bildband nennt, ist eine Reise. Ein ganz besonderes Potsdamerlebnis mit seinen Schlössern und Parks, seinen Kirchen und Stadtteilen, Villen und modernen Gebäuden. Und wenn Ullmann sagt, dass man Potsdam so noch nicht gesehen hat, klingt das im ersten Augenblick nach dieser sehr überheblichen und aufdringlichen Werbesprache. Doch Herbert Ullmann hat recht.

Wie in den Prachtbänden „Ars Sacra“, „Gotik“ und Barock“, die mittlerweile als Standardwerke gelten, hat Ullmann für das Potsdam-Buch wieder mit dem Herausgeber Rolf Toman und Achim Bednorz zusammengearbeitet. Und es sind gerade die Bilder des Kölner Fotografen Bednorz, die dieses Buch zu etwas ganz Besonderem machen. Bednorz arbeitet digital, macht von einem Objekt mehrere Aufnahmen, auch mit unterschiedlichen Lichteinstellungen, und fügt in stundenlanger Arbeit diese verschiedenen Aufnahmen am Computer zu einem fast perfekten Bild zusammen. Mancher mag dies Verfälschung nennen. Aber so wie Bednorz diese Kunst beherrscht, ist das ein reinster Genuss. Die Kunsthistorikerin Barbara Borngässer ergänzt die Bilder mit kurzen, aber sehr kenntnisreichen Texten in Deutsch, Englisch und Französisch.

Vorerst in einer kleinen Auflage von 5 000 ist Potsdam nun erschienen. Mit diesem Bildband ist dem Ullmann-Verlag wieder ein Kunstwerk gelungen, ein selbstbewusstes Bekenntnis zum angeblich aussterbenden Medium Buch. Gleichzeitig ist dieser Bildband auch ein Geschenk für Potsdam. Dafür kann man Herbert Ullmann nicht genug danken. Dirk Becker

„Potsdam“ kostet derzeit 79 Euro. Ab 2014 beträgt der Preis 99 Euro

Dirk Becker

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