Kultur: Ein Haydn-Spaß
Otto und das Filmorchester begeisterten im Nikolaisaal
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Otto und das Filmorchester begeisterten im Nikolaisaal Verdis Triumphmarsch steht auf dem Programm. Festlicher Trompetenglanz sollte den Nikolaisaal erfüllen. Doch welch ein Missgeschick. Die Töne eines Trompeters liegen völlig daneben. Der Dirigent wundert sich zunächst, erschrickt, muss das Stück unterbrechen, bittet den Musiker hinaus. Hinter der Bühne hört man dann den Dirigenten brüllen: „Was spielen Sie den nur für ein Scheiß zusammen?“ Dann kracht es ganz kurz. Man hat den Eindruck, der Trompeter wird mit einem Fußtritt behandelt. Niedergeschlagen kommt der Musiker auf“s Podium zurück. Doch seine Kollegen halten zu ihm, rächen sich später an den Dirigenten. Beim Adagio der Haydn-Sinfonie Nr. 45 haben sie keine Lust mehr sich dem Dirigat zu unterwerfen. Einer nach dem anderen verläßt die Bühne. Zuletzt steht der Mann mit dem Taktstock allein da. Verwundert schaut er den Musikern nach, dann verärgert, doch zum Schluss scheint ihm alles egal zu sein. Er zieht sich von der Bühne zurück. Alle Sympathien des Publikums liegen jedoch auf der Seite des Dirigenten. Es feierte ihn mit Ovationen. Die Sinfonie nannte Joseph Haydn Abschiedssinfonie. Und dass die Musiker die Bühne räumen, wollte auch der Komponist, wegen eines „Urlaubsgesuchs“ an den Fürsten. Im Nikolaisaal machten sich Otto Waalkes und das Deutsche Filmorchester Babelsberg innerhalb der Veranstaltungsreihe „Stars international“ daraus einen Haydn-Spaß. Mit rasanter Behendigkeit weiß Otto seinen Körper in diese oder jene Lage zu bringen, stehend, krumm, halb liegend oder ganz liegend. Sein berühmtes Gesten- und Mimenspiel hat er vom ersten bis zum letzten Augenblick immer parat. Dennoch ist Otto keine vordergründige Ulknudel, für die er oftmals gehalten wird. Seine Beobachtungsgabe muss enorm sein. Er überhöht das von ihm Gesehene lustvoll und bringt es mit komischen und grotesken Mitteln auf die Bühne. Natürlich kennt man den Komiker vom Fernsehen zur Genüge, aber hier auf der Bühne des Nikolaisaals spürt man, dass die scheinbare lustvolle Spielerei eine größere Dimension hat, nämlich sie ist ernsthafte Kunst. Auch das Singen, das eigentlich nur selten schön ist, bewältigt der Künstler mit ganz eigenem Spaß. Da werden so manche Zeitgenossen mal liebevoll, dann auch wieder bissig aufs Korn genommen. Aktuelles aus der Unterhaltungsbranche wird dabei nicht vergessen. Die Zuschauer, sie feiern Otto mit riesigem Applaus, lassen sich sogar ohne langes Bitten zum Singen einladen - toll, wie die Potsdamer musikalisch sind. Aber auch der Pianist Joja Wendt sowie das Deutsche Filmorchester Babelsberg und sein Dirigent Scott Lawton werden in die Beifallstürme mit einbezogen. Der Klangkörper hat hör- und sichtbaren Spaß an der musikalischen Partnerschaft mit Otto. Neben der Begleitung des Komikers und Entertainers war es ihm wohl auch eine Lust mit dem Klasse-Pianisten Joja Wendt zu musizieren, der sehr virtuos die Klaviatur des Flügels mit Musik von Rimski-Korsakow, Albéniz, mit Blues oder Ragtime „bearbeitete“. Und natürlich hat das Filmorchester auch eigene Beiträge (Elgar, J. Strauss, Joplin u.a.), in Petto, die von ihm mit Schwung und guter Laune serviert wurden. Der Abend verbreitete herrliche Fröhlichkeit.Klaus Büstrin
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