Kultur: Ein Lächeln ins Gesicht gezaubert
Der Klarinettist Erhard Schmehl wurde 80 Jahre
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Es gab in Potsdam kaum einen schöneren Ort, an dem man Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur genießen konnte, als den festlichen Rokokoraum der Bildergalerie im Park Sanssouci. Es zauberte wohl jedem Hörer ein Lächeln ins Gesicht, wenn in ihm das berühmte Konzert von einem Klarinettisten musiziert wurde, der die kantablen und virtuosen Qualitäten des Instruments mit großer Gefühlsintensität ausschöpfte. Erhard Schmehl vermochte es. „Es gibt nichts, dass uns tiefer ins Herz zu greifen vermag als das Kolorit, welches gewisse Melodien durch den Klang einer Klarinette erhalten; falls ein geschickter Virtuose mit Bildung und Geschmack am Werke ist“, schrieben Hector Berlioz und Richard Strauss in ihrer Instrumentationslehre.
Die Erinnerung an das meisterliche Spiel des Potsdamer Kammervirtuosen, der gestern seinen 80. Geburtstag feierte, ist geblieben. Erhard Schmehl war fast 40 Jahre Soloklarinettist des Orchesters des Hans Otto Theaters sowie der nachfolgenden Brandenburgischen Philharmonie Potsdam. Er prägte seit 1954 den Klang der ausgezeichneten Holzbläsergruppe wesentlich mit. Und damit auch den des gesamten Klangkörpers.
Es war für ihn eine Frage der Ehre, dass er über das gemeinhin geforderte Maß an individueller Versiertheit und Virtuosität hinaus ständig an der „Feinmechanik“ arbeitete, in puncto des eigenen Könnens, am Instrument sowie im gemeinsamen Musizieren mit seinen Kollegen. Dies spürte man in den ungezählten Konzerten und Opernaufführungen, in denen die große Bandbreite von Werken der Klassik bis zur Moderne oftmals schwierigste Passagen auch für den Klarinettisten bereit hielten. Die Staatskapelle Berlin holte ihn immer wieder gern und regelmäßig als Gast seit Anfang der siebziger Jahre an das Pult des Soloklarinettisten. Aber auch die von ihm geliebte Kammermusik pflegte Erhard Schmehl mit Intensität. Mit dem Potsdamer Bläserquintett, dessen Mitbegründer er 1954 war, spielte er intime und feinsinnige Holzbläsermusik in Konzertsälen und für junge Leute in Schulen. Das Bläserquintett war, wenn der Orchesterdienst es erlaubte, auch auf Reisen, unter anderen in Bulgarien und in Estland.
Freundlich und seinen Zeitgenossen stets zugewandt, hatte Erhard Schmehl auch ein Herz für die heitere Muse. Musik soll unterhalten und froh machen, so seine Devise. Darum gründete er 1960 die Märkischen Musikanten, die mit ihrer Blasmusik vielen Menschen Entspannung brachten. Man spürte, dass der Klarinettist stets Spaß am Musizieren hatte. Dies übertrug sich auf seine Kollegen und die Zuhörer. Die Freude gab er auch seinen Schülern im Unterricht weiter.
Der in Schlesien geborene und in Aue (Erzgebirge) aufgewachsene Musiker besuchte ab 1946 das Robert-Schumann-Konservatorium in Zwickau, anschließend, ab 1950, studierte er an der Leipziger Musikhochschule. Das Engagement am Hans Otto Theater blieb das einzige in seiner Musikerlaufbahn. Er beendete sie 1993. Somit ist ihm persönlich die auch für ihn schmerzhafte Auflösung der Brandenburgischen Philharmonie Potsdam sieben Jahre später erspart geblieben. Klaus Büstrin
Klaus BüstrinD
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