Kultur: Ein lebendiges Museum Einstein-Gymnasiasten im Potsdam-Museum
An diesem lichten Märzvormittag dringt lautstark helles Stimmengewirr aus dem Obergeschoss des Museums in der Benkertstraße. Doch in der eigentlichen Ausstellung sind nur vereinzelt Touristen zu sehen.
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An diesem lichten Märzvormittag dringt lautstark helles Stimmengewirr aus dem Obergeschoss des Museums in der Benkertstraße. Doch in der eigentlichen Ausstellung sind nur vereinzelt Touristen zu sehen. Gleich daneben ist eine Tür nur angelehnt und der überraschte Besucher findet sich zwischen unzähligen Kartons, Styroporteilen, Pappmachéklumpen, Eimern mit Tapetenkleister, Farben und Maschendraht wieder. Und den Schülern der Klasse 7c des Einstein-Gymnasiums. Drei Tage lang, jeweils vier Stunden, haben sie gemeinsam mit den Künstlerinnen Dorothea Neumann und Inken Gusner vom Kik e.V. unter dem Motto „Jeder ist sein Architekt“ aus eben jenen Materialien architektonische Wahrzeichen der Stadt Potsdam „neu“ erbaut: Neben Jägertor und Chinesischem Teehaus, Schloss Sanssouci und Einsteinturm, dem Drachenhaus und der Villa Rietz auch die Markthalle an der Breiten Straße. Museumsleiter Hannes Wittenberg hatte die Idee dazu. Schließlich feiert Potsdam das „Jahr der Architektur“ und im Mai ist der Internationale Museumstag. Außerdem finden Kinder und Jugendliche noch zu selten den Weg in sein Haus.
Was lag also näher, als Schüler über ein Kunstprojekt, bei dem sie Potsdams markante Architektur förmlich mit den Händen greifen konnten, einfach reinzuholen und ihnen obendrein noch einen öffentlichen Ausstellungsraum für ihre entstandenen Kunstwerke zu geben.
Die erste kleine Präsentation am Projektabschlusstag zeigte, dass dieses Konzept wunderbar aufgegangen ist. Fast wie aus einem Munde betonten die Dreizehnjährigen, dass sie großen Spaß bei der Arbeit im Museum hatten, bei der sie vor allem eigene Ideen umsetzen konnten und nicht detailgetreu kopieren sollten. Und auch die Ergebnisse, zumeist in nicht immer konfliktfreier Teamarbeit entstanden, zeigten das ganz deutlich: So eine äußerst filigrane Konstruktion des Drachenhauses mit einem riesigen grünen flammenspeienden Spielzeugdrachen als Wächter. Daneben die Weinbergterrassen von Sanssouci mit Miniaturspalieren aus Maschendraht. Oder der Einsteinturm als wuchtiges Monument geradezu kongenial dem Original nachempfunden. Eine wunderbare Liebe zum Detail zeichneten das Brandenburger und das Nauener Tor, die Französische und Nikolaikirche und die Villa Rietz aus.
Aber nicht nur Kreativität und Einfallsreichtum waren vonnöten, sondern auch Durchhaltevermögen und Improvisationsgeschick. Die Schöpfer von „Peter und Paul“ und des Jägertors konnten ein Lied davon singen. Weil sie nicht so etwas Altes und Schweres machen wollten, hatten sich zwei andere Jungen die Markthalle an der Breiten Straße vorgenommen. Und auch hier gab es einen überraschenden Einfalls- und Materialreichtum und eine große Schöpferkraft zu bewundern. Die Kunstlehrerin Frau Jahr, die bereits im Unterricht ganze Vorbereitungsarbeit für das Projekt leistete, zeigte sich von den Ergebnissen ebenfalls beeindruckt. Als weitere echte Herausforderung für die Schüler sieht sie den Aufbau der Objekte und die Gestaltung der offiziellen Ausstellungseröffnung im Mai an. Denn dann, am 21. Mai, dem Internationalen Museumstag, mit Hoffest im malerischen Hof in der Benkertstraße, werden die Jugendlichen das Ganze Drum und Dran einer Vernissage ebenfalls in die eigenen Hände nehmen.
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