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Maskierte Straßenaktion.

© M. Thomas

Kultur: Ein letzter Schnappschuss

Heike Isenmann fotografierte während des Frauenfestivals noch mal mit Polaroid

Stand:

Mit der aussterbenden Polaroidtechnik mischt sich Fotografin Heike Isenmann ins Getümmel der Brandenburger Straße. Anlässlich des Potsdamer Frauen Festivals, das vom Frauenzentrum „primaDonna“ bereits zum 12. Mal organisiert wird, bittet die Potsdamer Künstlerin Passanten in ihren wohnzimmerlichen „Beauty-Salon“. Mit dicken Crememasken und Gurkenscheiben dekoriert, lassen sich Frauen, und auch einige Männer, ablichten und nehmen erfreut ihr Konterfei mit nach Hause.

„Ich fotografiere seit 1995 mit Polaroid. Das erste Mal probierte ich es in Amsterdam zum ,Königinnentag aus. An diesem Tag darf dort jeder verkaufen, wozu er Lust hat.“ Die Potsdamer Künstlerin, die damals als Theatermalerin in Amsterdam arbeitete, malte ein Prospekt mit einem großen Himmel drauf und bat die Passanten, sich hinein zu legen. Sie selbst stieg auf eine Leiter und fotografierte die „Himmelsstürmer“ von oben. „Das sah aus, als würden die Leute fliegen.“

Inzwischen wird Heike Isenmann regelmäßig zu Aktionen wie Kürbisfest, Freundinnentag oder Tag der Seejungfrauen eingeladen, um mit ihrer Schnellschuss-Technik zu fotografieren. „Leider ist inzwischen Polaroid pleite, weil es von der digitalen Fotografie eingeholt wurde. So wird diese Straßenaktion auf der Brandenburger wohl meine letzte gewesen sein. Der Ausverkauf ließ die Preise der Restbestände in die Höhe schnellen.“ Und nur weil das Frauenzentrum die Aktion finanziell unterstützte, konnte sie noch einmal über die Open-air-„Bühne“ gehen. Also ein letztes Schönheitspflästerchen mit dem Charme der verblassenden Farben. „Passend zu einem Frauenfestival wollte ich zeigen, dass Frauen nicht nur schön sind, sondern sich auch schön machen. Also kreierte ich einen privaten Raum und wählte den Bildausschnitt so, als säßen die Leute mit ihrem Kaffee auf der Couch vor heimischer Tapete.“

Ungeniert legen sich Passanten erfrischende Masken auf und drehen sich Lockenwickler ins Haar. Ein furioser Ausstand für ein sterbendes Metier. Heidi Jäger

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