Zwischendurch ein bisschen Heiterkeit. Keine, die zum lauten Lachen aufruft, sondern die zum Schmunzeln verführt. Der junge Prager Organist Pavel Kohout, der mit vielen Wettbewerbs-Auszeichnungen sich schmücken kann, brachte zum Konzert des Internationalen Orgelsommers am vergangenen Mittwoch in der Erlöserkirche Musik von Antonin Dvorák mit. Da die Auswahl an Orgelwerken des tschechischen Komponisten stark begrenzt ist, obwohl er an der Organistenschulbank in Prag drückte, transkribierte Kohout das berühmte Klavierstück Humoreska op. 101 Nr.7 für Orgel. Sie erklang auf dem Instrument jedoch wie Leierkastenmusik, die zum Schmunzeln aufforderte. Das Präludium und die Fuge, die jeweils von Dvorak in jungen Jahren in D-Dur geschrieben wurden, atmen noch den Geist Johann Sebastian Bachs. An ihm kam und kommt kein Organist vorbei.
Pavel Kohout musizierte die Werke, die er für den Konzertabend wählte – es fand innerhalb der Bach-Tage statt – nie auf den Effekt hin. Die Wahl der Register passte sich der Musik an. Kräfte spielen zu lassen, so hatte man den Eindruck, war nicht des Organisten Sache. Feine Nuancen und farbliche Abstufungen im Spiel brachten die Orgelmusik zum Leuchten. Neben Dvorak, Mozart und dem Franzosen Theódore Dubois, dessen spätromantische Toccata Kohout mit mancherlei dynamischen Kontrasten bedachte, stand Bach im Mittelpunkt. Vor allem Bekanntes des Großmeisters war auf der Schuke-Orgel zu hören. Das Präludium und Fuge G-Dur BWV 541 sowie jenes in Es-Dur BWV 552 musizierte der Gast aus Prag. Mit glasklarer Artikulation und Feingefühl. Auch ein teilweise mitreißendes Temperament war nicht zu überhören. Da blieben jedenfalls in punkto technischer Souveränität keinerlei Wünsche offen.
Vier Bach’sche Choralbearbeitungen bereicherten das Konzertprogramm, als meditative Ruhepunkte („Wo soll ich fliehen hin“, „Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ“ sowie als spielerisch-leichter und heller Gegenpart „Kommst du nun, Jesus, vom Himmel herunter“). Die durch Klangfarben und Phrasierungen klar voneinander abgesetzten drei Stimmen von „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ aus den Schüblerschen Chorälen BWV 645 spielte Pavel Kohout streng akkurat, völlig ohne Mätzchen. Das Publikum in der gut besuchten Erlöserkirche war von des Organisten Musizieren begeistert und spendete langen und herzlichen Applaus. Klaus Büstrin
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