Kultur: Ein musikalischer Schatz Händel-Arien im Kammermusiksaal
Die Konzerte im Klein Glienicker Havelschlösschen von Tilman Muthesius sind wie eine Zeitreise. Manch ein musikalischer Schatz ist dabei zu finden, wie am Donnerstagabend die deutschen Arien von Georg Friedrich Händel.
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Die Konzerte im Klein Glienicker Havelschlösschen von Tilman Muthesius sind wie eine Zeitreise. Manch ein musikalischer Schatz ist dabei zu finden, wie am Donnerstagabend die deutschen Arien von Georg Friedrich Händel. Mit ihrem Lob der Natur als Spiegel von Gottes Schöpfung geben sie eine Ahnung von dem Glauben und der Weisheit früherer Generationen. Dass die Botschaft so gut ankam, war jedoch allein der Sopranistin Doerthe Maria Sandmann und den Musikerinnen des Ensembles Ucca Nova zu verdanken.
Händels Deutsche Arien von 1727 sind ein Unikat und bilden ein Gegenstück zu seinen sonstigen Vokalwerken, ob Oper oder Oratorium. Die vergleichsweise schlichten, intimen Gesänge ohne Pomp und Pathos schuf Händel nach deutschen Texten aus der zeitgenössischen Sammlung „Irdisches Vergnügen in Gott“ des Hamburger Dichters und Ratsherrn Barthold Heinrich Brockes. Da erklingen zum „zitternden Glänzen der spielenden Wellen“ bescheidene Koloraturen, die „Süßer Blumen Ambraflocken“ wiegen sich lieblich im Rhythmus eines Siciliano.
Warme Klänge von großen und kleinen Blockflöten, die Katharina Glös virtuos spielt, verbinden sich mit den silbrigen Cembalotönen von Marianna Henriksson und dem erdigen Klang des Barockcellos von Rahel Bader. Mit ihrer reinen, leuchtenden Stimme findet die Sopranistin Doerthe Maria Sandmann das richtige Maß für den empfindsamen Ausdruck der Texte. Ihre Darbietung ist ganz amön und doch alert, um in der Sprache des 18. Jahrhunderts zu bleiben, überaus lieblich, munter und frisch. Facettenreich spiegeln sich Stimme und Instrumente ineinander und lassen jede Arie zu einem Kleinod der Musik werden. Dazwischen tritt jede Musikerin als Solistin in Erscheinung. Katharina Glös spielt die Sonate in B-Dur von Georg Friedrich Händel auf der Altblockflöte und wechselt im flotten Allegro zum kleinen Sopranino. Die finnische Cembalistin Marianna Henriksson bringt ein Moderato von Carl Philipp Emanuel Bach mit filigraner Raffinesse zum Klingen. Rahel Bader spielt mit Verve und blühend rundem Klang eine Sonate des jüngeren Bachsohnes Johann Christoph Friedrich. Mit der reicher verzierten Arie „Flammende Rose, Zierde der Erden“ endet der erbauliche Ausflug in die Epoche der optimistischen Empfindsamkeit. Nach großem Applaus gibt es als Zugabe die mahnende siebte Arie „Die ihr aus dunklen Grüften den eitlen Mammon grabt“. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
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