Kultur: Ein Netz aus Liebe und Politik
Internationaler Frauentag an der Schiffbauergasse
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Der Internationale Frauentag fällt dieses Jahr auf einen Samstag – was für ein glücklicher Umstand. Denn so kamen die Frauen von primaDonna, dem Frauen-Kultur- und Bildungsprojekt, auf die Idee, diesen Tag konzentriert als Frauenkulturtag zu feiern. Und was hätte am Kulturstandort Schiffbauergasse näher liegen können, als den 8. März gemeinsam mit den Nachbarn zu begehen? „Alle freien Träger vor Ort, die wir gefragt haben, sagten sofort zu, sich zu beteiligen“, erzählt Sandra Kitzrow von primaDonna. Das Programm ist deshalb breit gefächert.
Das beginnt am Nachmittag mit einem Frauenlunch und der Vernissage „Aufgebrochen oder Geblieben – Gegenwartssituation junger Frauen in Brandenburg“. Einige Besucher werden sich dabei vielleicht an die Schau „Gehen oder Bleiben“ erinnern, die dort vor vier Jahren zu sehen war. Damals hatten Volontärinnen im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres junge Frauen aus Brandenburg porträtiert, die gerade Entscheidungen über ihre weiteren Lebensverläufe treffen mussten – und damit auch über einen möglichen Ortswechsel. Ulrike Günther, die damals die Frauen für die Ausstellung fotografierte, hat jetzt nachgefragt: Was ist aus den jungen Brandenburgerinnen geworden? Dass primaDonna nun beide Teile zu einer Gesamtausstellung verknüpft, gewährt nicht nur interessante Einblicke in Lebenswelten junger Brandenburgerinnen, sondern auch in ihre Entwicklung.
In einer Talkrunde mit Annette Flade, Ulrike Poppe und Jacqueline Maffo wird es anschließend in ganz anderer Weise um lebensgeschichtliche Einschnitte gehen. Gemäß dem Motto der diesjährigen Frauenwoche „Gemeinsam-Lebendig-Widerständig. Frauengeschichte(n) 1914 -2014“ wird Petra Rostock mit ihren Gästen über prägende Einschnitte in ihren Biografien reden. Ganz besonders Jacqueline Maffo, die in ihrem Heimatland Kamerun im Gefängnis saß und von Deutschland aus um das Leben ihres kranken Sohnes kämpfte, hat hier wohl eine bewegende Lebensgeschichte zu erzählen.
Die Tanz-Performance „12 Frauen #4. Raum und Raum“ in der fabrik präsentiert ein spannendes Projekt für Frauen über vierzig, dessen Ausgangspunkt die Wahrnehmung für den inneren und äußeren Raum ist. Ein Jahr lang haben zwölf Frauen unter Leitung von Sabine Chwalisz und Malgven Gerbes je ein Wochenende im Monat Räume gesucht und erkundet. Ihre Reaktionen auf die unterschiedlichen Räume übersetzten die Teilnehmerinnen im Tanzstudio gemeinsam in Bewegungssequenzen. Daraus entstand die Aufführung auf der Bühne mit Musik, Ton und Video. Wichtig ist für Sabine Chwalisz dabei, anschließend darüber mit dem Publikum zu sprechen: „Die Frauen können erzählen, wie sie die Arbeit erlebt haben, aber wir wollen auch von den Zuschauern hören, was sie dabei mitgenommen haben. Das Gespräch ist Bestandteil des Projekts.“
Zu einer Festveranstaltung zum Internationalen Frauentag lädt die Potsdamer Gleichstellungsbeauftragte Martina Trauth-Koschnick dieses Mal in die Waschhaus Arena. Zu Wort kommen wird dort unter anderem die Schriftstellerin Christa Kozik – bevor dann Sängerin Bernadette la Hengst ihr Programm „Integrier mich, Baby“ vorstellt, in dem sie Liebe und politische Forderungen miteinander verwebt. Mit Feuershow, Sektempfang und Tanz mit DJane Nora Rätsch kann der Frauenkulturtag in der fabrik ausklingen. Sandra Kitzrow wünscht sich besonders, viele junge Frauen auf dem Gelände zu treffen: „Gerade sie“, sagt die Kulturmanagerin, „wollen wir inspirieren, die Bedeutung dieses Tags wiederzuentdecken und Gefallen daran zu finden, ihn zu zelebrieren.“ Gabriele Zellmann
Gabriele Zellmann
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