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Kultur: Ein Pirat und seine vier Gamben

Premiere von „Sir Francis Drake – Pirat im Namen der Königin“ im Kammermusiksaal Havelschlösschen

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Sie war eine schlank gebaute Galeone, bestückt mit 18 Kanonen. Und ist die Rede von der „Golden Hind“, dem Flaggschiff von Sir Francis Drake, dann denkt man an wilde Kaperfahrten, die Drake, Pirat durch königliche Gnaden, äußerst erfolgreich betrieb. Vielleicht denkt man auch an die Entbehrungen und Abenteuer, die der Besatzung widerfuhren, als sie unter ihrem Kapitän zwischen 1577 und 1580 die Welt umsegelten. Aber an musikalische Musestunden auf hoher See? An Trompeten- oder Gambenmusik in der Kajüte von Sir Francis Drake?

Tilman Muthesius, Instrumentenbauer, Musiker und Betreiber des Kammermusiksaals Havelschlösschen in Klein Glienicke, hat diese weniger bekannte, weniger beachtete Seite im Leben des Seefahrers Drake für sich entdeckt und zusammen mit dem Schauspieler Timo Sturm und dem Jaye Consort ein musikalisch-literarisches Programm entwickelt. Am kommenden Donnerstag hat „Sir Francis Drake – Pirat im Namen der Königin“ im Kammermusiksaal Premiere.

Musik auf empfindlichen Streichinstrumenten wie Gamben, irgendwo auf hoher See im 16. Jahrhundert? Das klingt wie ein Spleen, der gut zu einem Haudegen wie Francis Drake passen würde. Doch ganz so ungewöhnlich war dies nicht. Und spätestens seit dem Kinofilm „Master & Commander“ wird es einem breiten Publikum auch nicht mehr ganz so ungewöhnlich erscheinen, dass da ein rauflustiger Kapitän wie Jack Aubrey, gespielt von Russell Crowe, nicht nur Kaperfahrten im Kopf hat, sondern auch zusammen mit dem Schiffsarzt Paul Bettany (Stephen Maturin) regelmäßig anspruchsvolle Duette auf dem Cello in seiner Kajüte zu spielen pflegte.

Segeln ist auch eine Passion von Tilman Muthesius. Und da liegt es für ihn förmlich auf der Hand, dass er sich irgendwann auch einmal mit dem Leben von Sir Francis Drake beschäftigt hat. In den Erinnerungen von Zeitgenossen stieß er auf Berichte, die von der Musik auf der „Golden Hind“ erzählen. So soll Drake, Sohn eines Laienpredigers, bei den täglichen Gebeten auf einem Kissen in seiner Kajüte gekniet und Psalme rezitiert haben. Danach begleiteten vier Männer die gesungenen Lobpreisungen auf ihren Gamben.

Solche gesungenen Hymnen, begleitet von Gamben, sind in dem Programm „Sir Francis Drake – Pirat im Namen der Königin“ nicht vorgesehen. Tilman Muthesius und die anderen Musiker vom Jaye Consort haben sich für Fantasien unter anderem von John Wilbye und Anthony Holborne, John Jenkins und William Byrd entschieden. Diese Kompositionen entstanden im 16. Jahrhundert in England vor allem durch die Übertragung von Gesangsstücken auf verschiedene Instrumente. Den Part des Freibeuters übernimmt an diesem Abend Timo Sturm. Und wer den Schauspieler Sturm schon einmal erleben durfte, weiß, dass Sir Francis Drake bestens bei ihm aufgehoben ist. Dirk Becker

„Sir Francis Drake – Pirat im Namen der Königin“ am Donnerstag, dem 1. September, 20 Uhr, im Kammermusiksaal Havelschlösschen, Waldmüllerstraße 3. Eintritt 25, ermäßigt 15 Euro. Reservierungen unter Tel.: (0331) 74 814 96

Dirk Becker

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