Kultur: Ein Unfall, viel Lärm und noch mehr Herzblut Ende der Benefiz-Woche für den Lindenpark
Plötzlich ist die Musik im Lindenpark aus und das Entsetzen groß. Gerade wollte Carlos, der alkoholisierte Sänger von Secretum, von der Bühne springen und sich von einem einzelnen Mann auffangen lassen.
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Plötzlich ist die Musik im Lindenpark aus und das Entsetzen groß. Gerade wollte Carlos, der alkoholisierte Sänger von Secretum, von der Bühne springen und sich von einem einzelnen Mann auffangen lassen. Doch geht die Aktion arg daneben, der Musiker landet auf dem Boden, blutet, muss schließlich mit mehrfach aufgebissener Lippe ins Krankenhaus. Ein kleines Drama am Samstag, dem letzten Tag der so gut gemeinten Benefiz-Woche für den Lindenpark und dessen Fortbestehen.
Ob die von Jugendlichen um die Potsdamer Band Madstop organisierten Konzerte das Traditionshaus aber wirklich retten können, ist zweifelhaft. Denn die Besucherzahlen überstiegen selten 50 Gäste. Und auch am Samstag, dem Heavy-Metal-Tag stehen in Spitzenzeiten maximal 100 Leute gleichzeitig vor der Bühne – zur selben Zeit gibt es in Potsdam noch zwei andere Metal-Konzerte
So bleibt die Atmosphäre im Lindenpark eher verhalten, wenn auch die Bands wirklich gut gewählt sind. Da gibt es beispielsweise Deadborn aus Köln, die das Publikum mit komplexen Death Metal unterhalten: Unentwegt pocht das Schlagzeug, hunderte Riffs fressen sich durch die Luft ins Hirn, dazu brüllt Sänger Mario mit tiefer Grunzstimme. Eben solche Sätze lassen sich zu Harmony Dies aus Berlin finden, deren Death Metal allerdings noch einen Schuss mehr Rock“n“Roll-Attitüde enthält, was der mächtig korpulente Sänger mit seiner Jeanskutte voller Aufnäher und der Pulle Whiskey in der Hand klischeeträchtig dokumentiert. Für Metal-Fans ähnlich kultig gerät der Auftritt von Fatal Embrace: Das Quartett spielt Thrash Metal im klassischen Stil der 80-er Jahre – dreckig, wild, mit kurzen Gitarrensoli und schnellen Trommelattacken.
Zwischen solchen Kracher-Bands gibt es sogar noch eine lautstarke Potsdamer Überraschung. Die Benefiz-Organisatoren von Madstop kommen selber auf die Bühne – und ihr singender Gitarrist Konrad Oeckel hat eine viel bessere Stimme als noch vor einem Jahr, die Band liefert sich dazu packende Gitarren-Riff-Duelle und wirkt nach dem Auftritt zu Recht glücklich.
Das Besondere der vergangenen Woche im Lindenpark war, dass die jungen Organisatoren im Lindenpark alle Party-Schaltstellen von Tresendienst über Technik bis Bandbetreuung übernommen haben. Selbst Oberbürgermeister Jann Jakobs zeigte sich nach einem Besuch am Donnerstag beeindruckt über so viel Herzblut. Doch ob das zur Lindenpark-Rettung reicht? Henri Kramer
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