Kultur: Ein wogender Strom sanfter Farben
Nicola und Meik Szydlik waren bei den „Offenen Gärten“ mit ihrem Kleingartenareal in der Bornstedter Kirschallee dabei
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Schon am Vormittag des Sonnabends sind viele Gartenfreunde unterwegs, um Privatgärten in Augenschein zu nehmen. Dabei wählt so mancher Wanderer Wege zu den grünen Arealen, die nicht unmittelbar an Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel liegen.
So auch den Garten von Nicola und Meik Szydlik. In der Bornstedter Kirschallee findet man ihn, mit Blick auf die Lenné’sche Feldflur. Das Gartenarchitekten-Ehepaar, das ein privates Büro für Garten- und Landschaftsgestaltung in Berlin besitzt, beteiligt sich zum zweiten Mal an der sehr beliebten Aktion „Offene Gärten“, die von der Urania Potsdam und der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftsgestaltung (DGGL) Berlin-Brandenburg organisiert wird.
Der Garten in der Kirschallee hat noch nicht viele Jahre auf dem Buckel. 2001 hat die Buga am Rande ihres großen Ausstellungsgeländes Modellkleingärten angelegt. Nicola und Meik Szydlik interessierten sich für die Pacht eines Gartens. Im Jahre 2002 unterschrieben sie dann den Pachtvertrag und gehören nun dem Kleingartenverein Feldflur e.V. an. Somit müssen sie natürlich die Vorgaben, die das Bundeskleingartengesetz bereithält, einhalten: Nutz- und Ziergarten sind zu gleichen Teilen zu bewirtschaften.
Wenn aber Menschen wie Nicola und Meik Szydlik eine Kleingartenanlage übernehmen, dann kann etwas nur Alltägliches nicht entstehen. Die 600 Quadratmeter Fläche haben sie mit Fantasie und mit Wissen um die sensiblen Eigenarten der jeweiligen Pflanzen gestaltet.
Steht man an der kleinen Eingangstür und wird durch den „Gartenflur“ geleitet, der einerseits mit einem Spalier alter Apfelsorten und andererseits mit Hainbuchenhecken begrenzt ist, so öffnet sich plötzlich ein faszinierender Blick in den Garten und in die dahinter liegende Feldflur: Ein wogender Strom sanfter Farben, Grün und Grau mit sämtlichen Zwischentönen scheint sich sanft in weite Ferne zu winden, während man subtile Farbstrudel aus Gelb, Rosa, Weiß und Blau jeweils in ihren eigenen Quartieren findet. Alte Gartenlieblinge haben die beiden Berliner ausgesucht: Lilien, Frauenmantel, Löwenmaul, Mädchenauge, Hortensien und vieles mehr. Sogar die Blaubeere ist in dem blauen Areal willkommen. Natürlich blühen auch weiße Rosen hier – im weißen Quartier. Soeben hat Nicola Szydlik ein neues Stauden-Beet angelegt, in dem sie besonders auf interessante Strukturen des Blattwerkes das Augenmerk richtet.
Auch die beiden Kinder der Szydliks haben ihre Klein-Gärten erhalten. Erdbeeren oder mexikanischen Mohn findet man ihrem Reich. In ihm haben sie die Möglichkeit, zu experimentieren und zu beobachten. Schon rechtzeitig ihren Kindern das Gespür für Pflanzen und den Garten zu vermitteln, das ist wesentlich für die beiden Gartenarchitekten, die auch gern den interessierten Besuchern der „Offenen Gärten“ Auskunft und Einblicke in ihre Gartenarbeit geben. Dazu gehört auch der strukturierte Nutzgarten, in dem fast alle bekannten Gemüsesorten, Kräuter und Kartoffeln wachsen. Eingerahmt wird er durch verschiedene Beerensträucher Und auch hier ist die Lust am Gestalten unverkennbar.
Am beeindruckenden schlichten Gartenhaus, das aus Lärchenholz gebaut wurde, sitzen mehrere Gartenfreunde aus der Nähe und Ferne. Bei Kuchen und Kaffee kommen schnell Gespräche in Gang. Denn schließlich will auch das ein Garten sein: ein Ort der Begegnung und der Kommunikation.
Wenn in den Abendstunden Ruhe in den Kleingarten einzieht, wenn Entspannung angesagt ist, dann zieht man sich in die Schnecke zurück, die die die beiden Gestalter aus Hainbuche gepflanzt haben. In ihrem Inneren ist man vor manchen Blicken geschützt. Aber man kann weit hinaus schauen in die Feldflur, den Sonnenuntergang beobachten, der hier am Schönsten sein soll, wie die Szydliks meinen.
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