Kultur: Eindruck von „himmlischer Musik“ Mozart-Ensemble Berlin im Glienicker Schloss
Auf dem Grabdenkmal des Hofkomponisten des schwedischen Königs Gustav III., Joseph Martin Kraus (1756-1792), kann man die Worte lesen: „Hier das Vergängliche von Kraus, das Himmlische lebt in seinen Klängen“.
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Auf dem Grabdenkmal des Hofkomponisten des schwedischen Königs Gustav III., Joseph Martin Kraus (1756-1792), kann man die Worte lesen: „Hier das Vergängliche von Kraus, das Himmlische lebt in seinen Klängen“. Einen kleinen Eindruck von „himmlischer Musik“ konnte man am Dienstagabend in der Orangerie des Schlosses Glienicke erhalten, als das Mozart-Ensemble Berlin mit Annegret Pieske und Uta Brandt, Violine, Pawel Mroszkowski, Viola, und Valentin Staemmler, Violoncello, Kraus‘ Streichquartett in F-Dur musizierte. Die hochgespannte Klangwelt des spätbarock-frühklassischen Opus, das auch Jagdquartett genannt wird, mit seinen Kontrasten voller Anmut und vorwärts preschender Energie und Derbheit fesselte das Ohr von Anfang an. Dazu trug wesentlich das unverkrampft-fröhliche Musizieren des Mozart-Ensembles bei.
Die Natur und auch die im 18. Jahrhundert sehr beliebte Jagd der Fürsten fanden auch in der Musik exemplarischen Eingang. Das Mozart-Ensemble Berlin hat drei Werke für Streichquartette mit solchen bildnerischen und programmatischen Elementen im klassizistisch-romantischen Ambiente des Schlosses Glienicke vorgestellt. Das Konzert, bei dem Musik, Architektur und Natur eine treffliche Einheit bildeten, fand in der Reihe „Perlen der Klassik“ statt, die der Verein Musik in brandenburgischen Schlössern e.V. seit neun Jahren erfolgreich veranstaltet.
Neben einer Kraus-Piece wurden Streichquartette von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart geboten, Komponisten, die Meilensteine innerhalb sensibler Quartettkunst schufen. Warum Haydn, der Hofkapellmeister der Esterhazys, sein Opus 33, Nr.3, „Vogelquartett“ nannte, ist bereits im ersten Satz hörbar: da tiriliert und zwitschert es in ganz unterschiedlichen Nuancierungen. Köstlicher Humor und pure Eleganz gibt es durchweg in allen vier Sätzen. Das Mozart-Ensemble musizierte das Streichquartett extrovertiert, jedoch mit Schwung und Frische. Wenn die erste Violine jedoch ihre gelegentlich unschönen Tonschärfen ablegen, der Cellist sich dem geistigen Zusammenspiel seiner Musizierkollegen annähern würde, hätte das Ensemble beste Chancen noch stimmiger Streichquartette zu spielen.
Auch Mozarts Streichquartett B-Dur KV 458, ebenfalls Jagdquartett genannt, wurde mit viel Heiterkeit und einem neckischen Zuwerfen von Klangbällen musiziert, aber auch hier fehlte noch die perfekte Einheit des Klangs, die für ein Streichquartett unerlässlich ist, damit man wirklich „himmlische Musik“ daraus machen kann und das Hörvergnügen noch größer wird. In der Orangerie des Schlosses Glienicke war das Publikum mit dem Mozart-Ensemble sehr zufrieden und applaudierte herzlich. Die Musiker ließen sich nicht lange bitten und spielten den vierten Satz aus Haydns Streichquartett in C-Dur als Zugabe. Klaus Büstrin
„Perlen der Klassik“ am Freitag, 31. Juli, um 19.30 Uhr in der Friedenskirche Sanssouci mit dem Mozart-Ensemble Berlin
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