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Kultur: Eindrucksvolles Gedenken auf der Orgel

Gotthard Gerber aus Iserlohn war Gast des Caputher Orgelsommers / Er spielte Werke von Buxtehude, Bach und Walcha

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An den 300. Todestag Dietrich Buxtehudes (geb. 1637) sowie den 100. Geburtstag von Helmut Walcha (gest. 1991) erinnerte der Iserlohner Kirchenmusiker Gotthard Gerber am Sonntag in der Stülerkirche Caputh innerhalb der Reihe „Caputher Orgelsommer“. Er hat sich bei den Einwohnern des Schwielowsee-Ortes und bei Gästen aus der Umgebung schon längst gut eingeführt hat.

Zu den Buxtehude- und Walcha-Werken gesellten sich Kompositionen von Johann Sebastian Bach, der bei dem Lübecker Organisten und Komponisten Buxtehude seine Kenntnisse zur norddeutschen Orgelmusik vertiefte. Helmut Walcha, der trotz seiner Erblindung Orgelschüler bei Günter Ramin in Leipzig und Organist in Frankfurt am Main wurde, etablierte sich zu einem bedeutenden Bachinterpreten von Weltruf. Er verfasste aber auch eigene Choralvorspiele, Kantaten und viele musikwissenschaftliche Orgelstudien. Gotthard Gerber hat vier Choralvorspiele von Helmut Walcha für sein Konzert an der Hüfken-Orgel ausgewählt. So standen ein Morgen- und ein Abendlied („Mein erst Gefühl sei Preis und Dank“ und „Nun sich der Tag geendet hat“) gegenüber sowie die Ereignisse Tod und Ewigkeit („Mitten wir im Leben sind“, „Morgenglanz der Ewigkeit“). Walcha hat sich dabei des Kanons bedient und die unterschiedlichen Textgehalte verdeutlicht, sie in seiner Musik vertieft und verinnerlicht. Gerber hat den Geist von Dichtung und Musik fast bildhaft zur Darstellung sowie die Farben der Orgel prägnant zur Geltung gebracht. Auch bei den Buxtehude-Werken, die eigentlich eine größere Orgel benötigen. Aber Gerber wusste sie so geschickt zu registrieren, dass hier die Orgelwerke des Lübecker Meisters brillieren konnten: die beiden von großer Festlichkeit geprägten Präludien in C sowie die Choralvorspiele „Nun bitten wir den heiligen Geist“ und „Komm, Heiliger Geist, Herre Gott“), in denen eine deutliche Bindung an den Affektgehalt des Textes zu erkennen ist. Der Iserlohner Kantor lässt zwar in seinem Spiel die gefühlsbetonte Gläubigkeit der Barockzeit nicht außer Acht, doch ist seine Interpretation immer mit dem Geist unserer Zeit verbunden.

Aus Bachs „Kunst der Fuge“ spielte Gerber Contrapunctus I und II, nicht abgeklärt kühl, sondern warmherzig, mal intim, mal die Klangstärke anziehend.

Von gestalterischer Disziplin und gedanklicher Klarheit war schließlich auch die Interpretation von Präludium und Fuge C-Dur BWV 545. Nur warum der Organist das zwischen Fuge und Präludium eingeschobene berühmte Air BWV 1068 einschob, wollte sich in dem ansonsten wunderbar strukturierten Programm nicht erschließen. Langer Beifall für ein eindrucksvolles Konzert. Klaus Büstrin

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